Spielball der Mächte

01 Urkunde regelte die Steuerhoheit
02 Herrscher oder Heiliger?
03 Kirche und Staat im Streit
--- 01 Nach Bamberg
--- 02 Die Fürsten gestärkt
04 Idealer Platz für Siedler
--- 01Sandstein vom Burgberg
--- 02 Bierkeller angelegt
05 Bunte Karte (Vielzahl kleiner Staatsgebilde)
06 Städteboom im Frankenland
--- 01 Dorf wurde befestigte Stadt
--- 02 Interesse an Erlangen verloren

 

07 Kriege der Markgrafen
--- Kämpfe gegen Nürnberg
08 Karl IV. verlieh Marktrecht
09 Eine fränkische Kleinstadt
10 Neue Obrigkeit
11 Geplündert und verwüstet
--- Krieg trotz gleicher Religion
12 Täufer hatten keine Chance
13 Edikt von Nantes half Hugenotten
14 Symbolisches Friedensmahl im Rathaus
15 Not und Leid im Krieg

02 Herrscher oder Heiliger?

Heinrich II. dankte der Kirche mit Schenkungen für ihre Treue zum Reich

Die erste Erwähnung Erlangens fällt in das Jahr 1002. Sie geschah in einer der ersten Urkunden, die der neue Herrscher des Heiligen Römischen Reiches, Heinrich II, ausstellte. Er folgte als letzter männlicher Nachkomme des ottonischen Herrscherhauses auf Kaiser Otto III., der von einer Wiedererrichtung des Römischen Reiches mit der Hauptstadt Rom geträumt hatte.
Heinrich zeichnete eine weitaus nüchternere, auf das Durchsetzbare konzentrierte Politik aus, fernab von politischen Träumereien. Dafür kam ihm seine Ausbildung zugute, die er in den führenden Domschulen Deutschlands erhalten hatte.

So stellte sich der Bildhauer Tilman Riemenschneider Heinrich II. vor. 500 Jahre nach dam Tod das Kaisers schuf er dieses Porträt.

Heinrich II. ist der Herrscher in der langen Reihe der deutschen Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, der als Heiliger verehrt wird. Mit seiner Gemahlin Kunigunde liegt er im Bamberger Dom im prächtigen Kaisergrab Tilman Riemenschneiders begraben. Heinrich und Kunigunde sind als Patrone des Bamberger Bistums auch in zahlreichen Kirchen Frankens in bildlichen Darstellungen zu finden. Ein machtbewusster, immer auf die Durchsetzung seiner Autorität als Herrscher bedachter Kaiser als Heiliger?
Diese in der Gegenwart zunächst eher befremdlich anmutende Verbindung war den mittelalterlichen Menschen eingängiger, galt der Herrscher doch als Schutzherr der Kirche. Gerade Heinrich II., in kirchlichen Schulen ausgebildet, nahm diese Aufgabe bewusst wahr, und seine ganze Frömmigkeit als Herrscher drückte sich in der Gründung des Bistums Bamberg aus. Am 1. November 1007 errichtete er diese Diözese. Damit machte er deutlich, wie weit er von den politischen Träumen Ottos III. entfernt war: Bamberg mit seinen sieben Hügeln war für ihn das neue Rom und Sinnbild seines Durchsetzungswillens als Herrscher.
Die Geschichtsschreibung des Bistums Bamberg war es dann auch, die die Heiligkeit des Gründerpaares Heinrich und Kunigunde geschickt propagierte, bis sie schließlich 1146 von Papst Eugen IH. heilig gesprochen wurden. So wurde die Kinderlosigkeit der Eheleute als besonderes Zeichen der Heiligkeit, nämlich aus Enthaltsamkeit und Keuschheit heraus, gewertet, auch wenn nach neueren Erkenntnissen wohl die lebenslange Kränklichkeit Heinrichs seine Unfruchtbarkeit verursacht hatte.
Da keine natürlichen Erben vorhanden waren, galt das Bistum Bamberg, die Lieblingsgründung Heinrichs, als Erbe des Kaiserpaares - mit bis in die Gegenwart reichender Wirkung, pflegt das Bistum doch bis heute das Andenken an seine Gründer und Patrone.
Mit der Urkunde, durch die Heinrich II. 1002 Erlangen zusammen mit der Forchheimer Martinskirche und Eggolsheim an das Stift Haug in Würzburg verschenkte, wird deutlich, wie stark zu dieser Zeit Kirche und politische Macht ineinander verwoben waren. Da die Herrscher im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation keine feste Hauptstadt kannten, waren sie auf ihren Reisen durch das Reich immer wieder auf die Gastfreundschaft anderer angewiesen. Häufig fanden sie dabei Aufnahme bei kirchlichen Einrichtungen, also in Klöstern oder bei Bischöfen.
Die Gastfreundschaft, die man dem König oder Kaiser gewährte, steigerte natürlich das eigene Ansehen, war aber auch finanziell nicht umsonst. Aus Dankbarkeit und um allgemein die Treue der Kirche zum Reich zu stärken, beschenkte der Herrscher Stifte, Klöster und Bistümer häufig mit Besitz aus der Hand des Reiches. Kirchliche Einrichtungen waren auch für das Funktionieren des Staates und seiner Verwaltung unabdingbar, gehörten doch Mönche, Stiftsherren und Priester zu den wenigen Menschen der damaligen Zeit, die des Lesens und Schreibens mächtig waren.

So sieht das Stift Haug heute aus: Die Kirche ist der monumentalste Barockbau Würzburgs mit einer fast 50 Meter hohen Kuppel, ein Werk des Architekten Antonio Petrinis.

1945 wurde die Kirche bis auf das Stiftergrab Heinrichs II. zerstört.


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