Spielball der Mächte

01 Urkunde regelte die Steuerhoheit
02 Herrscher oder Heiliger?
03 Kirche und Staat im Streit
--- 01 Nach Bamberg
--- 02 Die Fürsten gestärkt
04 Idealer Platz für Siedler
--- 01Sandstein vom Burgberg
--- 02 Bierkeller angelegt
05 Bunte Karte (Vielzahl kleiner Staatsgebilde)
06 Städteboom im Frankenland
--- 01 Dorf wurde befestigte Stadt
--- 02 Interesse an Erlangen verloren

 

07 Kriege der Markgrafen
--- Kämpfe gegen Nürnberg
08 Karl IV. verlieh Marktrecht
09 Eine fränkische Kleinstadt
10 Neue Obrigkeit
11 Geplündert und verwüstet
--- Krieg trotz gleicher Religion
12 Täufer hatten keine Chance
13 Edikt von Nantes half Hugenotten
14 Symbolisches Friedensmahl im Rathaus
15 Not und Leid im Krieg

03 Die Kirche und Staat im Streit

Für dieses eng verzahnte Miteinander von Staat und Kirche prägten die Historiker rückblickend den Namen "ottonisch-salisches Reichs-Kirchensystem". Es wurde erst lange nach der Zeit Heinrichs II. infrage gestellt, als die Kirche unter Führung des Papstes ihre Unabhängigkeit einforderte; den Konflikt, der daraus entstand, nennt man "Investiturstreit", denn ein Streitpunkt war, wer die Bischöfe ernennen oder "investieren" durfte - der Kaiser oder der Papst. Es war ein späterer Bamberger Bischof, Otto der Heilige, der im Wormser Konkordat von 1122 diesen Konflikt beilegen half.
Klöster, Stifte und Domschulen waren die Bildungszentren des mittelalterlichen Reiches, lange bevor die ersten Universitäten entstanden. Fleißige Schreiber und Buchmaler überlieferten die Texte der Bibel und der Kirchenväter, aber auch der römischen Schriftsteller wie Cicero oder Seneca - ohne die mittelalterlichen Kleriker und ihre Überlieferung der lateinischen Literatur wäre unsere Kultur heute um einige Grundlagen ärmer.
Das Würzburger Stift St. Johannes im Haug, an das Erlangen 1002 zunächst fiel und an das die Erlanger damit ihre Abgaben zu leisten hatten, war ganz jung. Erst im gleichen Jahr oder kurz vorher hatte es der Würzburger Bischof Heinrich I. ins Leben gerufen. Der neu gekrönte König Heinrich II. konnte sich durch die rasche Schenkung von Gütern an das junge Stift geschickt die Sympathien des Würzburger Bischofs sichern.
Den Stiftsherren von Haug schien aber der Besitzkomplex im Regnitztal offenbar zu weit entfernt gelegen, um wirklichen Nutzen daraus ziehen zu können. So wurde bereits nach 14 Jahren der Bischof von Bamberg im Tauschverfahren neuer Eigentümer von Erlangen. Bamberg kam dies sehr gelegen, konnten Bischof und Domkapitel doch nach und nach fast das gesamte Regnitztal bis nach Fürth unter ihre Herrschaft bringen.
Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation konnten die Fürsten, Bischöfe und Städte auf Kosten des Königs oder Kaisers immer mehr Herrschaftsrechte an sich ziehen. Aus diesem Grund entstand in Deutschland bis zur Bisrnarck'schen Reichsgründung 1871 - anders als etwa in Frankreich - niemals ein starker Zentralstaat.

03.01 Die Fürsten gestärkt

Vor allem die Herrschaft Kaiser Friedrichs II. aus der Familie der Staufer legte entscheidende Fundamente für die starke Stellung der Fürsten, Städte und Bischöfe. In zwei Vertragswerken von 1220 beziehungsweise 1231, der "Confoederatio cum principibus ecclesiasticis" und dem "Statutum in favorem principum " gestand der meist in seinem Königreich Sizilien residierende Friedrich II. den geistlichen und weltlichen Fürsten wichtige Rechte zu, die bislang im Regelfall dem König vorbehalten waren. Die Fürsten durften nun selbst Dinge wie das Markt-, Münz- und Zollrecht, die Befestigungshoheit und die Gerichtsbarkeit ausüben und etwa an Städte verleihen.
In Franken begann ein Wettlauf um den Ausbau von fürstlichen Territorien. Die Bistümer Würzburg, Bamberg und in geringerem Umfang auch Eichstätt hatten dabei die günstigsten Voraussetzungen, verfügten sie doch von alters her über Besitzungen und königliche Privilegien und nannten schon die klimatisch begünstigten Landesteile an Regnitz, Altmühl und Main ihr eigen.

Friedrich II
geboren: 26.12.1194
gestorben: 13.12.1250
Kaiser: 1220
Grab: Palermo,
Sizilien

Er sorgte mit Städtegründungen auf kirchlichem Gebiet für Protest geistlicher Fürsten: Friedrich II

Von den weltlichen Fürstenhäusern waren die Hohenzollern, die zunächst Burggrafen von Nürnberg waren, die erfolgreichsten. Um Ansbach, Kulmbach und Bayreuth herum konnten sie ein umfangreiches Territorium aufbauen. Besondere Förderung durch Friedrich II. erhielt auch die Reichsstadt Nürnberg, denn ihr hatte er 1219 den "Großen Freiheitsbrief" ausgestellt und damit ähnliche Rechte wie den Fürsten-verliehen.
Während die anderen fränkischen Reichsstädte wie Rothenburg ob der Tauber, Schweinfurt, Weißenburg und Windsheim über eher wenig politisches Gewicht verfügten, etablierte sich Nürnberg als eine der einflussreichsten Städte Deutschlands und erwarb nach und nach ein großes Landgebiet, das vor allem nahezu den gesamten Flusslauf der Pegnitz im Osten der Stadt umfasste und bis vor die Tore Erlangens reichte.

03.2 Nach Bamberg

Bischof wird neuer Besitzer

Für die Stiftsherren von Stift Haug in Würzburg muss es ein recht mühseliges Unterfangen gewesen sein, jeweils ihre Abgaben aus Erlangen einzutreiben. Anders lässt es sich kaum erklären, dass das Stift schon nach 14 Jahren seinen Besitz Erlangen tauscht. Neuer Eigentümer wird der Bamberger Bischof.
Für ihn liegt Erlangen näher als für die Würzburger; für die Bewohner Erlangens ändert sich praktisch nichts. Sie leben nach wie vor in einer ländlichen Siedlung und müssen Teile ihrer landwirtschaftlichen Erträge als Abgaben nun an den Bamberger Bischof abführen. Dieser ist zumindest für die Siedlung östlich der Regnitz, aus der später die Stadt Erlangen hervorgehen sollte, auch der geistliche Oberhirte.
Bei Gründung des Bistums hatte sich Bischof Megingoz von Eichstätt noch gegen eine zu weitgehende Schmälerung seines Gebietes wehren können, so dass Heinrich II. als Südgrenze des Bamberger Einflussbereiches die Schwabach bestimmte. Nach Megingoz' Tod wurde das Eichstätter Bistum aber verkleinert. Die Region zwischen Schwabach und Pegnitz gehörte fortan zu Bamberg, damit auch die späteren Städte Erlangen und Nürnberg.

 

Bis 1803 war der Bischof von Bamberg der politische Herrscher in Büchenbach. Der Ort, noch heute traditionell katholisch, feierte bereits 1996 seine erste urkundliche Erwähnung vor 1000 Jahren.


Bis 1803 war der Bischof von Bamberg der politische Herrscher in Büchenbach. Der Ort, noch heute traditionell katholisch, feierte bereits 1996 seine erste urkundliche Erwähnung vor 1000 Jahren.


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