Die Neustadt entsteht
21 Napoleon überließ das Markgrafentum den Bayern
Französische Truppen hielten in Erlangen Einzug
Weite Teile Deutschlands litten 1770 bis 1772 unter einer schweren Hungersnot. In Erlangen fielen ihr über 1500 Menschen zum Opfer. Zugleich entwickelte sich in denselben Jahren weit weg von Europa ein ganz anderer Brennpunkt. Stetige Unterdrückung der Kolonisten in Nordamerika durch die Engländer führte zu Freiheitsbestrebungen, die 1775 im Ausbruch des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges gipfelten. Auf Seiten der Kolonisten griff Frankreich in den Konflikt ein, der 1783 zur ersten Niederlage Großbritanniens seit über 300 Jahren führte. Die Kolonisten wurden unabhängig und gründeten 1787 mit den Vereinigten Staaten von Amerika die erste moderne Demokratie.
Der durch diese Entwicklung auch nach Frankreich getragene Freiheitsgedanke führte im Zusammenhang mit dem Gedankengut der Aufklarung zu Erhebungen der Pariser Bevölkerung gegen das " Ancien regime" (alte Regierung) und den Ausbruch der Französischen Revolution.
Durch die Verfolgung und Hinrichtung von Adeligen und die Gefangensetzung König Ludwigs XVI. kam es zum Eingreifen anderer europäischer Fürsten und 1792 zum Kriegsausbruch zwischen dem Reich und Frankreich. Dort erfolgte die "leve en masse" (Erhebung der Massen). Das französische Volk wurde ähnlich wie zuvor die Amerikaner in diesem Verteidigungskrieg zusammengeschweißt. Der Krieg hatte auch Folgen für Erlangen, denn er führte in der Region zu einer neuen Hungersnot, die 1796 ihren Höhepunkt erreichte.
Ein Jahr später wurde der Friede von Campo Formio geschlossen, der 1801 im Frieden von Luneville bestätigt wurde und die Abtretung aller linksrheinischer Gebiete des Reiches an Frankreich festlegte. 1803 wurden die deutschen Fürsten im Reichsdeputationshauptschluss für ihre Verluste durch die Beschlagnahmung aller geistlicher Fürstentümer und kleiner Reichsritterschaften entschädigt. Nachdem so Städte wie Nürnberg und Bistümer wie Bamberg und Würzburg an weltliche Herrscher gefallen waren, blieben die kleinen weltlichen Fürstentümer wie Brandenburg-Bayreuth die letzten Bastionen inmitten der Gebiete der großen deutschen Landesfürsten.
Einige dieser Herrscher, wie der Herzog von Bayern auf Anraten seines Ministers Montgelas, schlossen Bündnisse mit Napoleon, der seit 1799:Konsul und seit 1804 Kaiser von Frankreich war. Dieser erwies sich in den folgenden Koalitionskriegen als überlegener Feldherr. 1805 siegte er über Kaiser Franz II. und den russischen Zaren Alexander I. in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz. Nach dem Austritt zahlreicher deutscher Fürsten aus dem Reich kam es 1806 zur Niederlegung der deutschen Kaiserkrone durch Franz H. Dies bedeutete das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. 1806 brachte Frankreich Preußen eine bittere Niederlage bei Jena und Auerstedt bei. Bereits zuvor waren die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth französisch besetzt worden. Auch in Erlangen hielten 1807 französische Truppen Einzug. Preußen musste in Folge des Krieges auf große Teile seiner Gebiete verzichten.
Ähnlich erging es Österreich im 5. Koalitionskrieg. Im Winter 1809/10 erfolgten dann Verhandlungen Napoleons mit seinen Verbündeten wie Bayern über die Verteilung der neu hinzugewonnenen Gebiete, die mit dem Pariser Vertrag vom 28. Februar 1810 ihr Ende fanden. Das ehemalige Markgrafentum Bayreuth fiel an Bayern. Am 4. Juli 1810 wurde auch in Erlangen das königlich bayerischen Wappen an die öffentlichen Gebäude der Stadt angeheftet.
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