Unter Bayerns Krone

01 Kein einigendes Vaterland
--- 01 Auf Souveränität bedacht
02 Große Namen und
--- Großzügige Spenderin
03 Armut und Wohlfahrt
04 Stetes Wachstum
05 Erlangen behält die Universität
--- 01 Stadt wuchs nach Osten
--- 02 Getrennte Klassen

06 Brennholz war teuer
07 Jubel für Preußen
--- 01 Die Industrialisierung
08 Ungehorsam gezeigt
--- 01 Ein Klima der Angst
--- 02 Ritt auf Eseln

 

09 Es geht aufwärts und
--- 22 Sonderzüge fuhren
------- Alle Schichten vereint
10 Großzügiger Uni-Ausbau
11 Kinderfreuden
--- 01 Das Erlanger Blasrohr
--- 02 Spione und dicke Männer
--- 03 Zwei Briefkästen
12 Ein Mann mit Weitsicht
13 Eine große Investition
14 1918 war die Zeit der Könige
..... und Kaiser vorbei
--- Flottenverein gegründet

 

 

05 Erlangen behält die Universität

Zukunft durch Herrschaftswechsel gefährdet

Aber die Regierung in München zeigte nach manchem Zögern und Schwanken dann doch ein Einsehen. Seit 1842 übernahmen die katholischen bayerischen Herrscher jeweils auch den Ehrentitel des "Rector Magnificentissimus" der kleinen, protestantisch geprägten Alma Mater.

Die Studentenzahl war am Ende der französischen Besatzung auf 149 (davon 63 Theologen) gesunken; sie stieg kurzzeitig ausnahmsweise sogar einmal auf 521 (1822/23) und fiel bis 1830 auf 400 zurück, ein Stand, der von da an bis 1848 viel häufiger unter- als überschritten wurde.

Durch das Vermächtnis der letzten Markgrafenwitwe Sophie Karoline (1737-1817) gelangte die Hochschule in den Besitz von Schlossgarten und Schloss, wo heute Rektor und Universitätsverwaltung ihre Räume haben. Für die Stadt bedeutete der Tod der Markgrafenwitwe im Jahre 1817 - sie hatte in Christian-Erlang seit 1764 Hof gehalten - allerdings auch einen kulturellen Verlust, denn Erlangen verlor damit seine Funktion als Residenzstadt. Dass Erlangen ein halbes Jahrhundert später (1868) zur Garnisonsstadt erhoben wurde, stieß auf den Jubel der Einwohner, die glücklich über die damit verbundenen wirtschaftlichen Chancen die Mannschaft des königlichen 6. Jägerbataillons zwei Tage auf eigene Kosten bewirteten.

05.01 Stadt wuchs nach Osten

Die Stadt wuchs durch die Kasernenanlagen seit den 1870er Jahren weiter nach Osten.

Nach vorangegangenen Anläufen in der Markgrafenzeit und unter der preußischen Herrschaft wurden unter Montgelas 1812 - diesmal endgültig und konsequent - die beiden Stadtverwaltungen der Alt- und Neustadt zusammengelegt. Von 1818 bis 1918 galt die neue bayerische Gemeindeordnung. Mit ihr wurde im Königreich die durch Staatsaufsicht beschränkte städtische Selbstverwaltung eingeführt.

Entscheidungen über die Entwicklung Erlangens trafen der die Stadtgeschicke leitende Magistrat (zunächst zehn Mitglieder) und das ihn beratende und kontrollierende Kollegium der Gemeindebevollmächtigten (die dreifache Anzahl, also 30 Mitglieder), eine Art zweiter Kammer. An der Spitze des Magistrats stand der I. Bürgermeister, der ein Jurist sein musste. Heute wird die Stadt vom 16. Inhaber dieses Amtes (seit 1913 "Oberbürgermeister") geleitet. Da das gemeindliche Wahlrecht im 19. Jahrhundert auf die Besitzenden zugeschnitten blieb, fanden die Gemeindewahlen bei den von der Mitwirkung an der Gemeindepolitik ausgeschlossenen, einfachen Leuten oft nur ein beschränktes Interesse.

Trotz der gemeinsamen Entscheidungsgremien wuchsen die beiden Städte nur erstaunlich langsam zusammen. Insbesondere die mit wertvollen Waldrechten ausgestatten Althäuserbesitzer der Altstadt pflegten einen eigenen, noch lange lebendigen Altstädter Lokalpatriotismus.

Auch unter den Wittelsbachern blieb die Verantwortung für das Überleben der Mittellosen und Minderbemittelten eine Hauptaufgabe der von bürgerlichen Honoratioren repräsentierten Gemeinde. Zwei schlimme Teuerungskrisen (1816/17 und 1846/47) nach Missernten ließen sich alles in allem deutlich glimpflicher bewältigen als ähnliche Notsituationen im 18. Jahrhundert. In allen Teilen Deutschlands stellte der Kampf gegen die vorindustrielle Massenarmut in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Herausforderung dar, welche die fürstlichen Regierungen nicht hinreichend zu bewältigen vermochten.

In Erlangen bildete vor allem der Niedergang des Strumpfwirkerhandwerks im 19. Jahrhundert ein Beispiel für die Krise vieler traditioneller Gewerbe. Wegen veralteter Technologien des einst so bedeutenden und stolzen Erlanger Gewerbes kam auch der Eintritt Bayerns in den deutschen Zollverein nicht den hiesigen "Strumpferern", sondern der moderner produzierenden Konkurrenz in anderen Staaten zugute. Aber nicht nur Absatzkrisen und Lohnsenkungen, auch die wachsende Bevölkerungszahl und das nicht schritthaltende Angebot an Arbeitsplätzen waren Ursachen des "Pauperismus".

Entsprechend der sich durch die bayerische Gesetzgebung anbietenden Möglichkeiten wollten Erlangens Magistrats- und Gemeinderäte einer übermäßigen Belastung der Armenkasse lange Zeit durch Zuzugs- oder Heiratsbeschränkungen entgegentreten.

Bild folgt:
Unterhalb der Burgberg-Steinbrüche liegt dss Städtchen Erlangen. Die Lithografie stammt aus dem Jahr 1828:
August von Platen hatte Erlangen schon verlassen,
an der Universität lehrte Friedrich Rückert.

05.02 Getrennte Klassen

Trotz Zusammenlegung ging der Streit weiter

Auch nach der Zusammenlegung (1812) und trotz der gemeinsamen Entscheidungsfindungen im Magistrat und dem Kollegium der Gemeindebevollmächtigten (Gemeindeordnung von 1818) wuchsen die im Mittelalter begründete Alt- und die mit der Hugenottenaufnahme 1686 neu erstandene Neustadt nur sehr mühselig zusammen. Sogar im zentralen, 1863 errichteten Schulhausbau am Hugenottenplatz wurden in den ersten fünf Jahren noch getrennte Schulklassen für die Alt- und Neustädter Kinder eingerichtet.

Erregte Diskussionen in der Öffentlichkeit und langer Streit gingen dem Vertrag vom 10. Dezember 1823 zwischen dem Magistrat und den Althäuserbesitzern der Altstadt voraus. Diesen gehörten vor der Zusammenlegung der beiden Städte die Gemeindegründe mit Stubenlohwald und Meilwald allein. Nun wurde ihnen eine Sonderverwaltung des so genannten "Altstädter privativen Gerneindevermögens" zugestanden, das damit nicht zum Vermögen der Stadt Erlangen zählte. Erst 1928 endete diese Situation, welche bis ins 20. Jahrhundert zur Beibehaltung eines selbstbewussten Altstädter Sonderbewusstseins entscheidend beitrug.

Allerdings gab es auch heftigen Streit unter den Altstädter Hausbesitzern selbst. "Neuhäuserbesitzer", d. h. Familien, deren Häuser erst nach 1765 erbaut worden waren, waren nämlich vom Waldrecht ausgeschlossen worden. In den auch juristisch geführten Auseinandersetzungen konnten sie ihre Position tatsächlich ein wenig verbessern, indem sie z. B. in die eventuelle Verteilung sonstiger - deutlich weniger wertvoller - Gemeindegründe wie Wiesen und Angerflächen einbezogen werden sollten.

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