Unter Bayerns Krone
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einigendes Vaterland |
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Es geht aufwärts und
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09 Es geht aufwärts
Erlangen erlebte industriellen Aufschwung
Ein wichtiger Standortvorteil Erlangens im Industrialisierungsprozess war die frühe Anbindung (1844) an das sich schnell ausdehnende deutsche Eisenbahnnetz.
Schon 1845 kam zwar die erste Dampfmaschine in der Kammfabrik Bücking zum Einsatz, aber bis in die 1860er Jahre blieb die gewerbliche Wirtschaft durch Handwerk, Manufaktur und Hausindustrie geprägt. Zwischen 1840 und 1860 stagnierte die Einwohnerzahl um 11000.
Einen deutlichen Wandel markiert die Eröffnung der Mechanischen Baumwollspinnerei 1862 / 63. Zwei Dampfmaschinen mit 700 Pferdestärken betrieben 35000 Spindeln (300 Beschäftigte). Fast 120 Jahre, bis 1981, prägte die Textilindustrie die Stadt.
Zwischen der Reichsgründung und dem Ersten Weltkrieg erlebte die
Stadt einen beachtlichen industriellen Aufschwung. Die Einwohnerzahlen stiegen
bis 1895 um fast 10 000 auf nicht ganz 21000 Menschen an; 1910 waren es knapp 25000.
Am Ende des 19. Jahrhunderts gingen vor allem von der elektrotechnischen Industrie neue Wachstumsimpulse aus. Für die Reiniger, Gebbert & Schall AG (seit 1925 Siemens Reiniger) arbeiteten 1912 schon ca. 800 Mitarbeiter (Elektromedizin, Röntgenapparate). Als größter Rüstungsbetrieb Erlangens beschäftigte RGS Anfang 1918 sogar l900 Menschen.
Eine wichtige Entscheidung der Stadtväter lange vorher galt dem Bau eines
Elektrizitätswerkes auf der Fuchsenwiese. Seit 1902 konnte nach Dampf und
Gas (Gaswerk seit 1858) auch die Elektrizität als Kraftquelle in der Stadt
erzeugt und genutzt werden.
Von der "Erba", der Erlanger Baumwollspinnerei,
ist nicht viel übrig geblieben. Die Wohnsiedlung an der Äußeren
Brucker Straße kaufte die GeWoBau, auf dem Fabrikgelände entstanden
Wohnungen. Die einstige Direktorenvilla (Bild) dient als Bürgertreff. |
22 Sonderzüge fuhren
Zur Jahrhundertwende mit der Staatsbahn zur Bergkirchweih
Standen ursprünglich der Pfingstjahrmarkt und - bis 1911 - das Vogelschießen am Pfingstdienstag im Mittelpunkt, so entwickelte sich die "Bergkirchweih" im 19. Jahrhundert immer mehr zu einem Volksfest eigener Prägung.
Die Attraktionen der Schausteller und die leckeren Angebote der Imbissstände ließen den Vergnügungscharakter mehr und mehr in den Vordergrund treten. Das Warenangebot der Messe verlor dagegen an Bedeutung.
1827, in der Biedermeierzeit, konnte es sich die städtische Obrigkeit noch erlauben, den Bierausschank an den Kellern am Pfingstsonntag wegen des - bis 1839 - am gleichen Tag gefeierten Konfirmationsfestes zu verbieten. 1870 wurde die Bergkirchweih, die zuvor vom Sonntag bis Mittwoch mit einer Nachfeier am Dreifaltigkeitssonntag gedauert hatte, auf acht Tage verlängert. Sie sprengte zu dieser Zeit bereits den lokalen Rahmen.
Die Ausweitung zum fränkischen Volksfest wurde dank der Eisenbahn möglich. Im Jahre 1900 z.B. setzte die königlich bayerische Staatsbahnverwaltung am Pfingstsonntag und Pfingstmontag jeweils 22 Sonderzüge ein, so dass sich an diesen Tagen 20 000 bis 3o 000 Menschen am Fuße des Burgbergs drängten.
Alle Schichten vereint
Die alle Schichten vereinenden Berg-Vergnügungen endeten gewiss immer wieder einmal für manche "Berg"-Besucher in Unfrieden und Raufereien oder mit einem kräftigen Rausch, sie hatten aber auch stets eine integrierende Funktion.
Für früher wie heute gilt Hermann Riedmüllers Feststellung:
"Will mer Erlang richti kenna, muss mer af die Kerwa
geh:
Wu die Kellerhaisll stenna, iss an Pfingst'n werkli schee."
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