Unter Bayerns Krone

01 Kein einigendes Vaterland
--- 01 Auf Souveränität bedacht
02 Große Namen und
--- Großzügige Spenderin
03 Armut und Wohlfahrt
04 Stetes Wachstum
05 Erlangen behält die Universität
--- 01 Stadt wuchs nach Osten
--- 02 Getrennte Klassen
06 Brennholz war teuer
07 Jubel für Preußen
--- 01 Die Industrialisierung
08 Ungehorsam gezeigt
--- 01 Ein Klima der Angst
--- 02 Ritt auf Eseln

 

09 Es geht aufwärts und
--- 22 Sonderzüge fuhren
------- Alle Schichten vereint
10 Großzügiger Uni-Ausbau
11 Kinderfreuden
--- 01 Das Erlanger Blasrohr
--- 02 Spione und dicke Männer
--- 03 Zwei Briefkästen
12 Ein Mann mit Weitsicht
13 Eine große Investition
14 1918 war die Zeit der Könige
..... und Kaiser vorbei
--- Flottenverein gegründet

 

 

14 1918 war die Zeit der Könige und Kaiser vorbei

In München wurde zwei Tage vor Berlin bereits die Republik ausgerufen

Die politische Friedhofsruhe nach dem Scheitern der Revolution endete in Erlangen in den 1860er Jahren endgültig. 1863/64 entbrannten die Herzen für die Schleswig-Holstein-Bewegung, deren Ziel es war, die beiden vom dänischen König regierten Herzogtümer einem deutschen Fürsten zu unterstellen. Erlangen wurde zu einem Zentrum der Bewegung, die von hier ausgehenden Stellungnahmen fanden sogar im In-und Ausland Beachtung.

Nach dem Sieg Preußens über Österreich im Jahre 1866 veränderte sich die Einstellung zu dem in Preußen autoritär regierenden Ministerpräsidenten Bismarck. In dem nationalliberal-protestantisch eingestellten Erlangen war der Jubel groß, als 1870 auch Bayern als Bündnispartner an die Seite Preußens trat und es Bismarck nach dem Sieg über Frankreich tatsächlich gelang, den lange ersehnten Nationalstaat zu schaffen.

Erstmals seit 1810 trat jetzt dem Bekenntnis zu Bayern und seinem regierenden Fürstenhaus wieder eine konkurrierende Bindung an das "Reich" gegenüber. Man fühlte in Erlangen stärker deutsch als bayerisch. Dem doppelten Loyalitätsanspruch wurden die Erlanger offiziell durch die gleich würdig veranstalteten Geburtstagsfeiern (seit 1878) für König Ludwig II. und Kaiser Wilhelm I. und ihre jeweiligen Nachfolger gerecht.

Erlangen war sich sehr bewusst, dass der enorme Aufstieg der Kommune seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts auch dem fortgeführten Ausbau der Garnison und der großzügigen Förderung der Universität und damit dem bayerischen Staat zu verdanken war. Mit Prinzregent Luitpald (1886 - 1912) wurde dieser durch einen Herrscher repräsentiert, welcher sich deutlicher als seine Vorgänger an der Entwicklung der nordbayerischen Stadt interessiert zeigte.

Erlangen war nach 1871 zunächst eine Bastion der Nationalliberalen, die Heinrich von Marquardsen im Reichstag vertrat. In den 80er Jahren dominierten im Wahlkreis und bald auch in der Gemeindepolitik die linksliberalen Anhänger der deutsch-freisinnigen Partei. Franz Freiherr Schenk von Stauffenberg, ein Freund Marquardsens, gewann zunächst für sie die Reichstagswahlen. Zwei Mal, 1898 und 1912, eroberten statt der Linksliberalen die Sozialdemokraten mit Martin Segitz das Berliner Reichstagsmandat.

Erlangen war nicht nur eine Universität s- und Garnisonsstadt, sondern auch eine Arbeiterstadt. 60 -7O Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung waren um die Jahrhundertwende Fabrik- und Lohnarbeiter. Eine Verbesserung des bayerischen Gemeindewahlrechts 1908 eröffnete den Unterschichten auch die überfällige Mitwirkung in der Erlanger Kommunalpolitik.

Flottenverein gegründet

Die Gründung einer starken Erlanger Ortsgruppe des Deutschen Flottenvereins (1900) lässt erkennen, dass auch in der fränkischen Provinz der Übergang des deutschen Reiches zu "Weltpolitik" und Flottenbau überaus positiv aufgenommen wurde. Das tonangebende Bürgertum - etwa jeder fünfte Erlanger zählte zu Selbstständigen, Professoren, leitenden Beamten und Freiberuflern - teilte den Wunsch nach dem Aufstieg Deutschlands zur Weltmacht.

" Wie Überall herrschten bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges vaterländische Begeisterung und "freudige Zuversicht" auf den bald erwarteten Sieg. Aber der Krieg zog sich hin; die Todesanzeigen für Gefallene mehrten sich; in der Heimat machte sich die Kriegsnot bitter bemerkbar, Lebensmittel und Wohnraum mussten zwangsbewirtschaftet werden, schließlich schockte das deutsche Waffenstillstandsangebot vom Oktober 1918.

Nicht nur Wilhelm II. (1888-1918), auch der bayerische König Ludwig III. (1912 - 1918) hatten inzwischen an Popularität verloren. Auf einer von ca. 2000 Teilnehmern besuchten Volksversammlung im Eichenwald am 3. November 1918 war sich der sozialdemokratische Redner sicher:

"Wie das Laub von den Bäumen fällt, werden auch die Kronen fallen."

Vier Tage später wurde in München, nochmals zwei Tage später in Berlin die Republik ausgerufen. Die Zeiten der Könige und Kaiser waren vorbei.


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