Verschenkte Freiheit

01 Reaktion stoppt revolutionären Aufbruch
--- 01 Freistaat Bayern ausgerufen
--- 02 Erlanger im Freikorps Epp
--- 03 Erste Wahlen
--- 04 Versailles und die Folgen
--- 05 Krisenjahre der Republik

02 Gespaltene Stadt
--- 01 Gespaltene Stadt
--- 02 Seit 1922 aktiv in Erlangen
--- 03 Auf dem Weg in die Diktatur

 

03 SA schlug sofort zu
--- 01 Keine absolute Mehrheit

04 Das Ende mit Schrecken
--- 01 Öffentlicher Antisemitismus
--- 02 Alltag in der Diktatur
--- 03 Tod und Zerstörung
05 Zeitzeuge

 

 

03 SA schlug sofort zu

Vor allem gegen Poeschke und sein Volksblatt rief der Erlanger Teil der NS-Wochenschrift Kampf zur Treibjagd auf. Zu einem Bollwerk des Nationalsozialismus hatte sich die Universität entwickelt; bei den Wahlen zur Studentenvertretung ASTA gab es 1930 76 Prozent NS-Stimmen, mehr als an jeder anderen Hochschule in Deutschland.

Adolf Hitler, der 1931 auf zwei Massenveranstaltungen im "Kolosseum" auftrat, wusste den Wert der Universität zu schätzen, denn sie hatte schon früher "alte Kämpfer" in ihre Reihen aufgenommen, die sich andernorts wegen ihrer nationalsozialistischen Gesinnung berufliche Probleme zugezogen hatten wie Professor Reinmöller.

"In Wahrheit hatte Hitler die Macht nicht ergriffen; sie war ihm von den Männern in den Schoß gelegt worden, in deren Händen damals das Schicksal Deutschlands lag" (Henry Ashby Turner jr.).

Zu den Steigbügelhaltern, die den "Führer" der NSDAP in den Sattel hoben, gehörte neben den gescheiterten Reichskanzlern Papen und Schleicher vor allem Reichspräsident Hindenburg, an den heute noch eine Straße in Erlangen erinnert. Als am 30. Januar 1933 der General den "böhmischen Gefreiten" zum Kanzler seines Präsidialkabinetts ernannte, war das Ende der Weimarer Republik besiegelt.

 

Die in den Schlossplatz eingepflasterte Platte erinnert an die Bücherverbrennung vom 12. Mai 1933. 1460 Bücher missliebiger Autoren wurden von den Nazis in das Feuer geworfen.

03.01 Keine absolute Mehrheit

Bei den letzten relativ freien Wahlen im März gewannen die Nationalsozialisten in der Stadt

42,6 Prozent der Stimmen,

sie erreichten aber, selbst wenn man die ihrer deutsch-nationalen Bündnispartner hinzuzählt, nicht die absolute Mehrheit. Die Linke, SPD und KPD, konnte

38,9 Prozent Wähler

an sich binden, während die bürgerlichen Parteien nur auf

12,5 Prozent kamen.

Seit dem 9. März wehte die Hakenkreuzfahne auf dem Rathaus und zeigte allen, wo die Macht lag.

Das auf Propaganda und Terror beruhende NS-System zeigte sein brutales Gesicht bereits unmittelbar nach der Machtübernahme. Michael Poeschke und der Angestellte Peter Zink kamen in Schutzhaft, nachdem sie von SA-Leuten brutal zusammengeschlagen wurden, das Erlanger Volksblatt hatte man auf Grund der Reichstagsbrandverordnung bereits am 28. Februar verboten. Abendliche Fackelzüge, Paraden auf dem Kasernengelände und pompöse Feiern im Beisein von Bürgermeister Hans Flierl und Kreisleiter Groß anlässlich der "Machtübergreifung" und des "Tags von Potsdam" konnten den beginnenden Terror nur notdürftig verschleiern.

Die bald einsetzende "Gleichschaltung" erfasste den Stadtrat, alle Verbände und Vereinigungen, selbst die Ziegenzucht-Genossenschaft Büchenbach war davon betroffen. Auch die mit dem Nationalsozialismus sympathisierenden studentischen Verbindungen wurden von dem Sog der Gleichschaltung erfasst. Oberbürgermeister Flierl trat der NSDAP bei, musste aber 1934 auf Befehl des Gauleiters Julius Streicher sein Amt mir Kreisleiter Groß freimachen, um dem Führerprinzip in der Kommunalpolitik Geltung zu verschaffen. Selbstverständlich gehörten auch alle elf Mitglieder des Stadtrates der NSDAP an.

Die Umbenennung von Straßen und Plätzen sollte den Charakter der "nationalen Revolution" in der Stadt unterstreichen. Die Hauptstraße hieß nun "Adolf-Hitler-Straße", dem Bohlenplatz gab man den Namen von "Dietrich Eckart", einem geistigen Wegbereiter Hitlers, und der Ohmplatz sollte künftig nach dem Widerständler im Ruhrkampf von 1923 "Leo Schlageter" heißen. Gegen die Umbenennung des Dechsendorfer Weihers in "Adolf-Hitler-See" wandte sich jedoch die NS-Führung selber.

Das neu errichtete Jakob-Herz-Denkmal in der Universitätsstraße; Erlanger Nazis hatten das alte 1933 zerstört.
(Bild links: Frontansicht, Bild rechts: Rückansicht)


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