Verschenkte Freiheit
01 Reaktion
stoppt revolutionären Aufbruch |
03 SA
schlug sofort zu
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03 SA schlug sofort zu
Vor allem gegen Poeschke und sein Volksblatt rief der Erlanger Teil der NS-Wochenschrift Kampf zur Treibjagd auf. Zu einem Bollwerk des Nationalsozialismus hatte sich die Universität entwickelt; bei den Wahlen zur Studentenvertretung ASTA gab es 1930 76 Prozent NS-Stimmen, mehr als an jeder anderen Hochschule in Deutschland.
Adolf Hitler, der 1931 auf zwei Massenveranstaltungen im "Kolosseum" auftrat, wusste den Wert der Universität zu schätzen, denn sie hatte schon früher "alte Kämpfer" in ihre Reihen aufgenommen, die sich andernorts wegen ihrer nationalsozialistischen Gesinnung berufliche Probleme zugezogen hatten wie Professor Reinmöller.
"In Wahrheit hatte Hitler die Macht nicht ergriffen; sie war ihm von den Männern in den Schoß gelegt worden, in deren Händen damals das Schicksal Deutschlands lag" (Henry Ashby Turner jr.).
Zu den Steigbügelhaltern, die den "Führer" der NSDAP in
den Sattel hoben, gehörte neben den gescheiterten Reichskanzlern Papen
und Schleicher vor allem Reichspräsident Hindenburg, an den heute noch
eine Straße in Erlangen erinnert. Als am 30. Januar 1933 der General den
"böhmischen Gefreiten" zum Kanzler seines Präsidialkabinetts
ernannte, war das Ende der Weimarer Republik besiegelt.
Die in den Schlossplatz eingepflasterte Platte erinnert an die Bücherverbrennung vom 12. Mai 1933. 1460 Bücher missliebiger Autoren wurden von den Nazis in das Feuer geworfen. |
03.01 Keine absolute Mehrheit
Bei den letzten relativ freien Wahlen im März gewannen die Nationalsozialisten in der Stadt
42,6 Prozent der Stimmen,
sie erreichten aber, selbst wenn man die ihrer deutsch-nationalen Bündnispartner hinzuzählt, nicht die absolute Mehrheit. Die Linke, SPD und KPD, konnte
38,9 Prozent Wähler
an sich binden, während die bürgerlichen Parteien nur auf
12,5 Prozent kamen.
Seit dem 9. März wehte die Hakenkreuzfahne auf dem Rathaus und zeigte allen, wo die Macht lag.
Das auf Propaganda und Terror beruhende NS-System zeigte sein brutales Gesicht bereits unmittelbar nach der Machtübernahme. Michael Poeschke und der Angestellte Peter Zink kamen in Schutzhaft, nachdem sie von SA-Leuten brutal zusammengeschlagen wurden, das Erlanger Volksblatt hatte man auf Grund der Reichstagsbrandverordnung bereits am 28. Februar verboten. Abendliche Fackelzüge, Paraden auf dem Kasernengelände und pompöse Feiern im Beisein von Bürgermeister Hans Flierl und Kreisleiter Groß anlässlich der "Machtübergreifung" und des "Tags von Potsdam" konnten den beginnenden Terror nur notdürftig verschleiern.
Die bald einsetzende "Gleichschaltung" erfasste den Stadtrat, alle Verbände und Vereinigungen, selbst die Ziegenzucht-Genossenschaft Büchenbach war davon betroffen. Auch die mit dem Nationalsozialismus sympathisierenden studentischen Verbindungen wurden von dem Sog der Gleichschaltung erfasst. Oberbürgermeister Flierl trat der NSDAP bei, musste aber 1934 auf Befehl des Gauleiters Julius Streicher sein Amt mir Kreisleiter Groß freimachen, um dem Führerprinzip in der Kommunalpolitik Geltung zu verschaffen. Selbstverständlich gehörten auch alle elf Mitglieder des Stadtrates der NSDAP an.
Die Umbenennung von Straßen und Plätzen sollte den Charakter der
"nationalen Revolution" in der Stadt unterstreichen. Die Hauptstraße
hieß nun "Adolf-Hitler-Straße", dem Bohlenplatz gab man
den Namen von "Dietrich Eckart", einem geistigen Wegbereiter Hitlers,
und der Ohmplatz sollte künftig nach dem Widerständler im Ruhrkampf
von 1923 "Leo Schlageter" heißen. Gegen die Umbenennung des
Dechsendorfer Weihers in "Adolf-Hitler-See" wandte sich jedoch die
NS-Führung selber.
Das neu errichtete Jakob-Herz-Denkmal in der
Universitätsstraße; Erlanger Nazis hatten das alte 1933 zerstört. |
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