Der Weg in die Gegenwart

01 Kultur angepackt
02 Alle Türen standen offen
--- 01 Ohly bald abgelöst
--- 02 Chefs im Rathaus
03 Wichtige Meilensteine gesetzt
--- 01 "Urbanität in der Provinz"
04 Sorge um Häuser


05 Ruf nach Reformen
--- 01 Zentrum blieb kleinstädtisch
--- 02 Aufbruchsstimmung
06 Anerkannte Umweltpolitik
--- 01 Auf Fassaden geachtet
--- 02 Medical Volley"
--- 03 130 Länder

06 Anerkannte Umweltpolitik

Noch im gleichen Jahr gab es in der Oberen Karlstraße / Hauptstraße einen Probelauf Fußgängerzone. Bis zur Einführung der Fußgängerzone in der Hauptstraße und der Verkehrsregelung in der Goethestraße (gedacht war an eine Verkehrsberuhigung) sollte es jedoch noch zwölf Jahre dauern, bis die "Grüne Liste" mit im Boot saß.

Die historische Innenstadt ist bis heute ein Problem geblieben. Aber es gibt sie wenigstens noch. Beispiele wie die Goethestraße 34 oder die Eckhäuser Haupt-/Heuwaagstraße oder Goethestraße/Innere Brucker Straße zeigen, wie sich das schon angeschlagene Herz der Stadt ohne Zäsur hätte entwickeln können. Eine rein rhetorische Frage hilft dies zu verdeutlichen: Wenn man heute den Siedlungsraum Erlangen mit 300 000 Bürgern ansetzt, was wäre da alles möglich geworden, wenn schon 1970 das Gespenst umging, bei mehr als 150 000 Menschen wäre ein Meistern des Verkehrs ohne völlige Zerstörung der Innenstadt nicht möglich.

 

Westlich der Innenstadt entstand ein Parkplatz, der es erlaubte, bis auf Theater- und Lutherplatz die Plätze im historischen Kern autofrei zu halten. Unser Bild zeigt den Neustädter Kirchenplatz.
Foto: Klaus Springen

Die Entwicklung der Innenstadt aus eigenen Kräften heraus war in den 60ern durch eine Veränderungssperre erschwert. Hausbesitzer vermieteten ihren vernachlässigten Besitz nach Erlangen geholten ausländischen Arbeitskräften. Erst nach 1972 regte sich wieder Leben in der Innenstadt, nachdem schon von einer beginnenden Slumbildung die Rede war.

06.01 Auf Fassaden geachtet

Altstadthäuser wurden ein attraktives Immobiliengeschäft, und manch einen schmerzte es, wenn wieder einmal die Abrissbirne 200 bis 300 Jahre alte Mauern zum Einsturz brachte. Bei den Neubauten wurde wenigstens nach außen hin stadtbildverträglich die Fassade gestaltet. Aber viele der für Erlangen typischen Innenhöfe verschwanden in dieser Zeit.

Wurde auf der einen Seite die historische Innenstadt aufgepeppt, so auf der anderen der Neue Markt weiter geschäftsfreundlich aufgerüstet. Versucht man heute den Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Erlangen zu erklären, mag einem Paris einfallen, wo es - getrennt durch die Seine - ein umtriebig, geschäftiges "rive droit" (rechtes Ufer), und gemütliches, individuelles "rive gauche" (linkes Ufer) gibt. Und wenn man gleich der Seine hier in Erlangen die Grenze zwischen den beiden Teilen ziehen will, so liegt diese im Bereich des früheren Nürnberger Tores, wobei für manchen Erlanger die "Brasserie" schon äußerster Vorposten ist.

Die Überzeugung der Gleichwertigkeit von Ökologie und Ökonomie prägten Hahlwegs Umweltpolitik, die das Ziel eines möglichst konsequenten kommunalen Umweltschutzes hatte. Besuchergruppen machten scharenweise der Stadt ihre Aufwartung, um die Bemühungen um eine ökologische Stadtentwicklung mit umweltfreundlicher Verkehrspolitik und einer engagierten Landschafts- und Gartenplanung kennen zulernen. Für manche blieb es beim Image Erlangens als "Die Radfahrerstadt".

Zur lokalen Umweltpolitik zählte mehr als Schauveranstaltungen wie "Grün in Erlangen" 1976, 1982 und in dritter Auflage 1987. Dazu gehörte auch Modernisierung von Kläranlage und Hauptsammler, Ausbau des Fernwärme- und Erdgasnetzes, Rauchgasreinigung der Kraftwerke, Förderung des Energiesparens in städtischen und privaten Gebäuden, das Radwegenetz, der öffentliche Nahverkehr mit Alternativplanungen wie H-Bahn oder Stadt-Umland-Bahn oder die Direkteinspeisung von Solarstrom in das Netz der Stadtwerke. Zu den Anerkennungen seiner Politik gehören die Aufnahme in die UN-Ehrenliste "Global 500", der Titel "Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz" als Sieger im Kommunalwettbewerb der deutschen Umwelthilfe oder die Kür als fahrradfreundliche Stadt der Bundesrepublik durch die Stiftung Warentest.

Die Hahlweg-Stadtregierung begleitete auch die neue Bonner Ostpolitik. Auslandskulturtage wie "Begegnung mit Polen" (1976) gehörten dazu wie 1983 das Herantasten an die Städtepartnerschaft mit Wladimir in der damaligen Sowjetunion, die 1987 mit einer Partnerschaftsvereinbarung bekräftigt wurde. Damals, wo die Wiedervereinigung noch ein Wunschgedanke war, schloss Erlangen auch die Städtepartnerschaft mit Jena.

Heutige Partnerstädte Erlangens sind
Eskilstuna in Schweden,
Rennes in Frankreich (beide von Heinrich Lades initiiert),
Jena und Wladimir,
Stoke-on-Trent in Großbritannien und (zusammen mit Nürnberg)
San Carlos in Nicaragua.

Hahlwegs Regierungszeit fiel in eine Zeit großer Umbrüche. Kurz nach Amtsbeginn zeigte die erste große Ölkrise deutlich die Grenzen politischer Machbarkeit auf. Dazu kam dass bald auch die sozialliberale Koalition in Bonn gezwungen war, die Umweltpolitik zurückzufahren. Die Folge war eine außerparlamentarische ökologische Bewegung, die sich in vielen Bürgerinitiativen und auch später in der Gründung der Partei "Die Grünen" niederschlug. Zu den auf lange Sicht veränderten Konjunkturdaten kam dann das Problem der Arbeitslosigkeit, speziell auch der Jugendarbeitslosigkeit. Namhafte Firmen machten in Erlangen dicht, darunter die Erba oder Frankenjura. Erlanger Traditionsunternehmen wie Gossen verkleinerten sich und verließen die Stadt.

Trotz dieser vielfältigen Aufgaben: Die Verkehrs- und Planungspolitik blieb über Jahre hinweg das kommunalpolitische Streitthema zwischen Stadtregierung und -Opposition: Es spaltete, verärgerte oder langweilte auch die Bürgerschaft. Deutlich wurde darin die parteipolitische Rivalität der Parteien. Die Konfrontation ließ erst 1988 nach, als ein CSU-Bürgermeister und neue Referenten ins "Stadtkabinett" kamen.

06.02 "Medical Volley"

Neu in dieser Mannschaft war Wirtschaftsreferent Siegfried Balleis. Er konnte in dieser Funktion in die Aufgaben wachsen, die ihn erwarteten, als er 1996 zum Oberbürgermeister gewählt wurde. Hahlweg, der gerne nach dem Abzug der US-Army 1993 noch die Entwicklung der "Neustadt Ost" (heute: Röthelheimpark) begleitet hätte, trat nicht mehr zur Wahl an.

Siegfried Balleis hatte schon als Fachreferent an der Planung des "Medical Valley" aus der Achse Erlangen - Forchheim mitgewirkt. Nun als Oberbürgermeister propagierte er das Ziel,

"Bundeshauptstadt der medizinischen Forschung, Produktion und Dienstleistung" zu werden. Verschiedene Projekte konnten in Angriff genommen werden. Es wurde der Grundstein gelegt für das

Nichtoperative Zentrum des Uni-Klinikums (1997),
die Siemens-Med-Fabrik im Röthelheimpark (1998),
den Gesundheitspark des TV 1848 (1999),
das neue Gebäude des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen HS-A (2000)
und für das Innovationszentrum Medizintechnik und Pharma.

Und wie so oft: Erlangen in Aufbruchstimmung.

 

Vom Freistaat Bayern mit 12,5 Millionen Eure gefördert, entsteht an der Ecke Henkestraße (unten) / Gebbertstrafie (links) ein "Innovations- und Gründerzentrum Medizin und Pharma (IZMP)", das neue Unternehmen aus den Bereichen Medizin, Medizintechnik und Pharma in ihrer Aufbauphase unterstützen soll.

Vorbild dafür ist das seit 16 Jahren erfolgreich arbeitende Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) in Tennenlohe. Bauherr des IZMP ist eine Besitz- und Immobilien- Verwaltungsgesellschaft (BIVG), deren 100-prozentiger Gesellschafter die Landesbank für Aufbaufinanzierung (LfA) / Förderbank Bayern ist. Das Zentralgebäude mit Seminar- und Konferenzräumen, Bibliothek, Hörsaal und Cafeteria wird sich das IZMP mit einem Universitätsinstitut für Medizinische Technik teilen, das entlang der Gebbertstraße geplant ist. Für das Projekt hat die Stadt Erlangen das Grundstück im Wert von 2 560 000 Euro bereit gestellt.
Foto: BIVG

06.03 130 Länder

Multikulturelles Stadtleben

Menschen aus 130 Ländern aller Kontinente leben in Erlangen: Rund 10 000 aus Europa (EU- und Nicht-EU-Länder), 2100 aus Asien, 700 aus Amerika, 500 aus Afrika und 100 aus Australien.
Sie alle stehen für das multikulturelle Leben und die kulturelle Vielfalt in dieser Stadt, die mit dem Motto "Offen aus Tradition" ihre Aufgeschlossenheit zum Ausdruck bringen will. In Läden und Lokalen bieten die ausländischen Mitbürger landestypische Spezialitäten, ein reges Vereinsleben fördert die Kontakte aller Bürger untereinander. Seit 1974 vertritt der Ausländerbeirat die Interessen der ausländischen Bevölkerung gegenüber Stadtverwaltung und Öffentlichkeit. Alljährlich im Herbst lädt er zum Interkulturellen Monat ein.

Bild folgt:
Die "Estrelas do Brasil" vom Brasilianisch-Deutschen Kreis.


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