2 - Erlanger Tagblatt vom 24.1178
Stadräte durch Doppelfunktion überlastet Leser kritisierte Fernbleiben von Dr. Vorndran und Hiersemann von H-Bahn-Sitzung
"Es ist erstaunlich, dass den Bürgern Erlangens bisher nicht mitgeteilt wurde, welche Stadträte für oder gegen die H-Bahn gestimmt haben, während oft bei weit weniger wichtigen Entscheidungen Namen genannt worden sind. Es wäre also dringend geboten, dieses Versäumnis nachzuholen; weil gerade diese Entscheidung vermutlich einigen Einfluss bei der Stimmabgabe zur nächsten Stadtratswahl haben wird.
Merkwürdig erscheint mir das Verhalten der Stadträte Dr. Vorndran und Hiersemann, die, wie man hört, wegen anderer dringender Verpflichtungen der Abstimmung ferngeblieben waren. Was gibt es denn für einen Stadtrat wichtigeres, als in so einer entscheidenden kommunalpolitischen Angelegenheit seine Meinung zu bekunden? Wollten sie nicht ins Fettnäpfchen treten oder sind sie mit der Doppelfunktion Stadtrat / Landtagsabgeordneter tatsächlich überlastet? Im einen wie im anderen Fall sollten sie dann lieber auf die nächste
Stadtrat-Kandidatur verzichten.
Einige Ungereimtheiten sind noch bemerkenswert im Zusammenhang mit dem in Ihrer Ausgabe vom 22. Oktober, veröffentlichten Referat des Naturschutzbund-Vorsitzenden, Herrn Dr. Heinrich. Die Naturschützer lehnen also die anerkannt saubere H-Bahn ab, ohne jedoch eine durchdachte Alternativlösung mittels Busverkehr anbieten zu können. Eine solche Einstellung ist natürlich Wasser auf die Mühlen der bösen Zungen, die da im Zusammenhang mit den Natur- und Denkmalschützern behaupten, eine sich fast fanatisch engagierende Minderheit zwänge der anders denkenden Allgemeinheit Ihren Willen auf.
Außerdem möchte Herr Dr. Heinrich zunächst den Abschnitt III des Kosbacher Damms nicht haben, obwohl im Westen Erlangens laufend neue Wohngebiete erschlossen werden. Stattdessen soll der Dechsendorfer Damm ausgebaut werden, damit dieser zusammen mit dem Büchenbacher Damm den gesamten Ost-West-Verkehr für das Gebiet zwischen diesen beiden Straßen aufnimmt. Vielleicht kann einmal jemand ausrechnen, welche Mengen Abgase jährlich infolge dadurch entstehender Umwegfahrten auf Erlangens Straßen und das Regnitztal niedergehen, nicht gerechnet Straßenverstopfung und -verschleiß.
Zum Schluß noch ein Denkanstoß für unsere Stadtvater: Wie wäre eine Kombination des H-Bahn-Talüberganges mit dem Kosbacher Damm III, also Bau der Stützen auf oder neben dem Damm? Sollte aber die H-Bahn endgültig begraben sein; darf der Burger wohl erwarten, daß ihm eines Tages die für den Ausbau des Busverkehrs entstandenen Kosten genannt werden, einschließlich der notwendigen Straßenarbeiten. Ob dann auf lange Sicht die H-Bahn nicht doch billiger geworden wäre? Umweltfreundlicher wäre sie auf alle Fälle."
Lothar Saigge
Folgende Stadträte haben in der Sitzung vom 16. November gegen die H-Bahn gestimmt:
SPD: Sponsel, Höfer, Mattischeck, Pfister, Aichele, Seiler, Nordhoff, Koppmann-Rieß, Krebs und Seitz.
CSU: Lohwasser, Frank, Franke, Wolff, Haas, Heinze, Hiltl, Gumbmann, Polster, Will, Neupert, Grille, Hubmann, Wellein.und Pickel.
Grüne Liste: Lederer.