Boing Boing: Eine Liste wunderbarer Dinge Seite: 1|2|3 en Im November 2000 sprach ich auf Einladung von Pat Gelsinger mit einigen Intel Managern und Sicherheitsfachleuten über Intels Kopierschutz-Technologien. Brian Snow von der NSA, ein respektierter Kollege, sprach ebenfalls (über die Sicherstellung von Produkteigenschaften). Ich war nicht zurückhaltend dabei, Intel meine Meinung darüber zu sagen, was ich von ihren Anstrenungen halte, die Nutzer mit Kopierschutzbehinderung von ihrem Recht auf die private Kopie abzuhalten. Der elementare Unterschied zwischen der Meinung Intels und meiner Meinung zu diesem Punkt ist, was sie "die Notwendigkeit Inhalte zu schützen" nennen. Ich glaube nicht an eine (vorgebliche) Notwendigkeit, so genannten Inhalt zu schützen. Tatsächlich erfordern sowohl die Struktur unserer Gesellschaft (Meinungsfreiheit und Kapitalismus), als auch die Strukturen unserer Technik (offene Standards, die auf vielfältige Art miteinander verbunden sind um vielfältigen Bedürfnissen gerecht zu werden) gerade keine Beschränkungen darin, wer mit wem welche Informationen austauscht. Intel baut Maschinen, die Daten verarbeiten. "Inhalt" ist nichts weiter als Daten. Jedes Stückchen Daten, das ein Intel Prozessor oder eine Netzwerkkomponente verarbeiten, unterliegt irgendeinem Copyright nach der Berner Konvention. Es ist alles "Inhalt". Man könnte zwar über "Datenschutz" reden, aber die Menschen würden es nicht als Schutz ihrer Daten ansehen, wenn man sie daran hindert, Kopien der Daten anzufertigen. Im Gegenteil, häufig MUSS man Kopien von Daten machen -- z.B. auf ein Bandlaufwerk -- um sie zu schützen. Also nutzt man statt des passenden Wortes "Daten" das in diesem Zusammenhang erfundene Wort "Inhalt". Aber weil niemand eine Definition für "Inhalt" zu geben weiss, kann man darüber die irrsinnigsten Aussagen machen und kommt dennoch ungeschoren davon. Intels Chips haben keine Möglichkeit zu wissen, welche Rechte der Besitzer des Chips im Bezug auf ein Copyright-Gesetz hat -- aus vielen Gründen (Gesetze ändern sich; Copyrights laufen aus; Individuen oder Firmen erhalten mehr Rechte als die Allgemeinheit, weil sie eine Lizenz vereinbart haben; es gibt Daten, die jeder kopieren kann, egal ob sie einem Copyright unterliegen oder nicht ... usw. usf.) Wenn Intel wirklich daran glauben würde, es gäbe eine "Notwendigkeit Inhalte zu schützen", dann hätten sie in ihre EIGENEN Chips Techiken eingebaut, die ein Stehlen oder Kopieren von Chip-Designs, Hardware-Designs, Software, Dokumenten, Geschäftsgeheimnissen und ähnlichen "geistigem Eigentum" effektiv verhindern könnte. Es ist Intels erstes und vorrangiges Interesse, geistiges Eigentum zu schützen -- aber sie machen keinen Finger krumm, um ihre Chips zu "reparieren", damit solche ungesetzlichen Kopien verhindert würden. Darum glaube ich Intel nicht, dass es eine "Notwendigkeit Inhalte zu schützen" tatsächlich gibt. [Ein Zusatz, etwa eine Woche später:] Die ganze Tragweite der Forderungen Hollywoods ist wahrscheinlich nicht klar geworden. Einer meiner Freunde will digitale Lautsprecher bauen (er ist Elektroingenieur und baut Lautsprecher). Genauso wie ein zu einem Monitor über ein Kabel übertragenes Analogsignal verlustbehaftet ist und Qualtitätseinbussen verursacht, schwächt ein Audiokabel ebenfalls die Signale. Wenn man das Audiosignal digital zum Lautsprecher übertragen würde, könnte man diese Verluste vermeiden. Und es wäre heutzutage billig zu realisieren. Es gibt weitere Vorteile: Man könnte alle Lautsprecher, ausgestattet mit kleinen Auswahlschaltern, ans "Hausnetz" (Ethernet) anschliessen und jeder Lautsprecher würde die für ihn bestimmten Datenpakete ausfiltern. Man bräuchte keine einzelnen Kabel von der Stereoanlage in jeden Raum mehr; die Anlage würde einfach ans Ethernet angeschlossen. Wenn die BPDG Forderung durckommt, müssten Digitallautsprecher einen Copyright-Schutz in JEDEM LAUTSPRECHER implementieren. Täten sie dies nicht, könnten sie keinen Ton von HDTV oder von DVDs wiedergeben (oder SDMI oder was immer als nächstes kommt). Jeder Lautsprecher hätte eine Zweiwegeverbindung, so dass er die Schlüssel zum Copyright-Schutz mit einer Zentrale aushandeln könnte. Wenn jemand digitale Kopfhörer herstellen würde, bräuchte es einen kleinen Polizist... ich wollte sagen einen kleinen Kopierschutz-Chip in jedem KOPFHÖRER. Wenn jemand Hörgeräte bauen würde, die auch digitale, drahtlos übertragene Signale empfangen könnten (was sehr hilfreich in Konzerten oder Konferenzsälen wäre), müsste ein kleiner Zensor in jedem OHR sitzen. Um diese Zensurchips zu erhalten, oder die technischen Infos die notwendig sind, um z.B. Lautsprecher damit auszurüsten, müsste mein Freund eine Schweigeverpflichtung (NDA) und einen 50 seitigen Vertrag unterschreiben, in dem er zusagt die Technik niemals in ein System einzubauen, mit dem man Musik kopieren könnte. Und die Technologie dieser Chips hätte möglicherweise eine Vorrichtung zur "Selbstzerstörung", die durch Plattenfirmen "ferngesteuert" ausgelöst werden könnte, wenn sich herausstellen würde, dass jemand den Schlüssel zu diesem Chip geknackt hat. Wenn also irgendein Hacker-Kid irgendwo auf der Welt einen bestimmten Chiptyp knacken würde, könnte es sein, dass die Musik- oder Filmindustrie einen geheimen Code in ihren Produkten loslassen, der die ganze Serie von Lautsprechen meines Freundes "abwürgen" würde -- dauerhaft. Nachdem ich einen "Brief an den Autor" in der Washington Post gelesen habe von einem Doktor, der gegen die Hollings Gesetzentwürfe ist, bemerke ich, dass viele Menschen denken der "1-bit HDTV Kopierschutz" sei irgendwie besser oder weniger restriktiv als das, was in Sen. Hollings Gesetzentwurf gefordert ist. Hier ist der Brief: > Warte mal eine Minute, Jack! Als Antwort auf Jack > Valentis Editoruial vom 1. May mit dem Titel "Piraterie > stoppen auf DVD-Art": micht interessiert es einen > feuchten Kehricht, ob digitales Video, jetzt oder > später, im Internet heruntergeladen werden kann. > Was mich interessiert ist, dass die Computer, > die ich in meinem medizinischen Labor benötige von > Ingenieuren und Programmiereren designet werden und > nicht von Regierungsbürokraten, die als Vertreter von > Copyright-Inhabern fungieren. Die von Sen. Hollings > eingeführte Gesetzgebug, die Mr. Valent unterstützt, > ist arrogant und dreist. Sie verlangt von Jedermann > für eine Verschlechterung der Leistung für neue > Computer-Technologie Geld auszugeben, um Forderungen der > Unterhaltungsindustrie gerecht zu werden. Zusätzlich > überschreitet diese Gesetzgebung die in der Konstitution > dem Kongress zugestandene Autorität in Fragen der > Copyright-Regulierung. Donn Fishbein, M.D., Ph.D. > Coldwater, Ohio Auch wenn der Hollings Gesetzentwurf den Bach runter geht, aber die BPDG Forderungen durch die FCC und/oder den Kongress gehen, wird das exakt denselben Effekt für (z.B.) Computer in medizinischen Laboren haben. Computer-Monitore werden nur noch mit Kopierschutztechnik zu haben sein. Hätten sie diese Technik nicht, würden sie nicht an Computern laufen, die Kopierschutz in ihren Videoausgängen gewährleisten. Computer würde es nur mit Kopierschutztechnik für die Videoausgänge geben, weil wenn sie es nicht unterstützten, könnte man keine HDTV Karte (oder einen DVD-Player usw.) einbauen. Festplattenlaufwerke würde es nur mit Kopierschutztechnik geben, weil ohne diese Technik die Software nicht kontrollieren könnte, dass nur rechtmässig erworbene HDTV Shows oder Filme auf die Festplatte gespeichert werden, die sich der Konsument berechtigterweise später ansehen könnte. Das ganze System muss die Kopierbehinderung nahtlos implementieren, selbst das kleinste bisschen Schutz ("das eine Bit zur Markierung von kopiergeschützen HDTV Signalen"). Wenn die Komponenten mit anderen Komponenten interagieren könnten, die diesen Kopierschutz nicht bieten, könnte ja dieses heilige Bit entweichen! Es ist möglich, dass Hersteller zwei Arten von Computern, Monitoren und Festplattenlaufwerken bauen würden -- aber nur dann, wenn die Menschen auf NICHT KOPIEBEHINDERNDEN COMPUTERN bestehen würden. Es müsste zwei komplette, separate Produktlinien geben. Dabei könnten die Geräte mit Kopierschutz immer noch die Signale von herkömmlichen Computern verarbeiten (z.B. würde ein Kopierschutz-Monitor immer noch unverschlüsselte Signale anzeigen können), aber man könnte niemals einen normalen Monitor an einen Computer mit Kopierschutz-Videoausgang anschliessen (ein herkömmlicher Monitor würde KEIN Videosignal mit Kopierschutz anzeigen -- die Videokarte würde sich weigern, dem Monitor Signale zu liefern). Falls die Hersteller sich dazu durchringen müssten, eine Produktlinie fallen zu lassen um Kosten zu senken, welche würde das wohl sein: die herkömmliche ("inkompatible") oder die kopierbehindernde ("kompatible")? John Gilmore EOF