Brockway, Connie: Der Kuss des Fremden

"A dangerous man" (1996)

Knaur TB 69002, 388 Seiten, DM 10,00, 1998

ISBN 3-426-69002-0

Die erfrischend natürliche Amerikanerin Mercy Coltrane und der düstere Earl of Perth bilden auf den ersten Blick kein perfektes Liebespaar, denn sie erpresst ihn mit seiner Vergangenheit, doch der Schein trügt.

Mercy Coltrane braucht dringend Hilfe, wenn sie ihren Bruder wiederfinden will, der in London in schlechte Gesellschaft geraten ist. Als sie zufällig den Revolverhelden, der ihr vor Jahren daheim in Texas durch seine Kaltblütigkeit das Leben rettete, in London wiedersieht, weiß sie, dass sie den richtigen Mann für ihr Problem gefunden hat. Allerdings ist Hart Moreland, Earl of Perth, überhaupt nicht begeistert, als sie ihn auf einer Hausparty aufspürt und um seine Hilfe bittet. Auch wenn er nicht an seine "Karriere" als Revolverheld namens Duke in Texas erinnert werden möchte, weil es in der feinen englischen Gesellschaft Ende des vergangenen Jahrhunderts unweigerlich zu einem Skandal führen würde, den er um seiner Schwestern willen vermeiden möchte, will er sich nicht einfach erpressen lassen. Die Arbeit als bezahlter Killer hat er nur angenommen, weil er als Familienoberhaupt Geld verdienen musste, aber sie hat Narben - mehr unsichtbare als sichtbare - bei ihm hinterlassen. Doch Mercy ist verzweifelt und deshalb hartnäckig, und so findet sich Hart schon bald in den Slums von London auf der Suche nach dem mutmaßlich opiumsüchitgen Will wieder. Wenn er sich auch bemüht, seine Erpresserin zu verachten, kann er ihrer Anziehungskraft nicht lange Widerstand entgegensetzen. Und auch Mercy empfindet nicht nur Schuldbewusstsein wegen ihrer Erpressung oder Dankbarkeit, sondern zunehmend Liebe für diesen beherrschten Mann, unter dessen scheinbar emotionsloser Fassade sie einen Wirbelsturm von Gefühlen entdeckt. Jetzt will Mercy beides: ihren Bruder wiederfinden und diesen faszinierenden Mann nicht mehr verlieren.

Ein wirklich außergewöhnlich guter Liebesroman, bei dem nicht nur Spannung und Erzählweise stimmen, sondern auch die Charakterisierung der auftretenden Personen erfreulich gelungen ist. Es macht einfach Spaß, dieses Buch zu lesen, und was will man mehr?


Letzte Änderung: 05.11.98 19:03:30