Roberta Gellis: Die Seiltänzerin

"The Rope Dancer" (1986)

Cora-Verlag, Historical Gold Extra, 400 Seiten, Juni 2002, € 6

Dass ausgerechnet die junge Frau, die er auf der Straße aufgelesen hat, die Liebe seines Lebens ist, hätte sich der Minnesänger Telor nie träumen lassen.

Carys, eine junge Seiltänzerin, die Zeit ihres Lebens mit einer Gauklertruppe durch das mittelalterliche England zieht, muss um Leib und Leben bangen, als eine Vorführung auf einer Burg außer Kontrolle gerät. Zwar gelingt es ihr mit Geschick und Wagemut, den betrunkenen Männern zu entkommen, aber sie verletzt sich bei ihrer Flucht. Erst als ein zufällig des Wegs kommender Minnesänger sie bei sich aufnimmt, beginnt sie sich sicher zu fühlen. Telor und sein Begleiter, der kleinwüchsige Deri, nehmen die verletzte Carys bei ihnen auf, wollen aber nur so bald wie möglich eine neue Gauklertruppe für sie finden. Doch erst einmal müssen die Verletzungen ausheilen, die sie sich bei ihrem Sprung auf die Straße zugezogen hat. Erst als die sich Wehrende gründlich geschrubbt und in saubere Kleider gehüllt worden ist, erkennt Telor, wie liebreizend die gelenkige Seiltänzerin in Wahrheit ist. Dass sie in Telor einen Ritter in strahlender Rüstung sieht, ist nicht weiter verwunderlich, ist der fahrende Sänger doch nicht nur freundlich und hilfsbereit, sondern sieht auch noch sehr gut aus. Das wissen natürlich auch die adeligen Damen zu schätzen, vor denen Telor auftritt - aber seit Carys bei ihm ist, findet er keinen Geschmack mehr an Tändeleien. Ohne es recht zu wollen, verlieben sich Telor und Carys ineinander, doch dann erfährt Telor, dass sein verehrter Lehrmeister Opfer eines hinterhältigen Verbrechens geworden ist. Er schwört Rache und gerät dabei in Lebensgefahr. Carys ist die einzige, die ihn noch retten kann ...

Ein wunderschöner, aber sehr ungewöhnlicher Liebesroman - ungewöhnlich im besten Sinne des Wortes. Die Erzählung atmet Mittelalter, sie wirkt sehr authentisch und dadurch sehr überzeugend. Für alle, die des üblichen rosaroten Mittelalters der meisten Liebesromane übderdrüssig sind, ist dieses Werk genau das Richtige. Die Heldin ist keine Jungfrau mehr, was angesichts ihrer Lebensumstände auch ein echtes Wunder wäre, aber sie ist glaubwürdig und sympathisch, der Held ist ohne Fehl und Tadel und genau das, was sie braucht. Romantisch,spannend, glaubwürdig - was will man mehr?


Letzte Änderung: 06.07.02 22:01:56