BIJI - Informationen aus
Kurdistan und der brd

... und tschüß!



Biji wird ab sofort nicht mehr regelmäßig erscheinen. Wir stellen das Blatt ein. Allerdings kann niemand sicher sein, daß wir bei gegebenen Anlaß nicht wieder einzelne Ausgaben von Biji herausbringen. Wenn's uns Spaß macht, auch regelmäßig.

Biji war und ist ein äußerst erfolgreiches Zeitungsprojekt. Biji erscheint seit 3 1/2 Jahren regelmäßig wöchentlich. Die verteilte Auflage liegt seit drei Jahren stabil bei über 1000. Die AbonnentInnenzahl hat leicht steigende Tendenz und liegt derzeit bei ca. 140. Die Zuverlässigkeit der Nachrichten, die hohe Aktualität, der hohe Anteil von Erstveröffentlichungen in deutscher Sprache, die Regelmäßigkeit, die Genauigkeit und die wahrheitsgemäße Berichterstattung sind allgemein anerkannt. Biji hat gezeigt, daß auch fast ohne Geldmittel große Wirkung erzielt werden kann. Vielen Dank allen die Biji unterstützt haben.

Biji wird eingestellt, weil die Beschränkung auf "Informationen aus Kurdistan und der BRD" nicht mehr sinnvoll ist. Die Kurdistan Solidaritätsbewegung in Deutschland, auf die sich Biji bezogen hat, existiert nicht mehr. Es ist mittlerweile schwer möglich, Positionen der PKK zu finden, auf die man sich positiv beziehen könnte. Es lohnt sich nicht mehr.

Die Herausgabe von Biji sollte durch Informationen die soziale Befreiung von Ausgebeuteten und Unterdrückten unterstützen. Biji hat revolutionäre und internationalistische Positionen gefördert. Die MacherInnen und Herausgebenden von Biji bleiben ihren Zielen treu und machen jetzt was anderes. Sie machen es gemeinsam mit anderen RevolutionärInnen und InternationalistInnen. Wir haben mit Biji viel gelernt und können es sicher auch anderswo nutzbringend anwenden.

Was macht der Nürnberger Staatsschutz in einer schönen Januarnacht?

Biji und ihre Mitarbeiter/innen waren schon immer Objekt staatsschützlerischer Begierde: Prozesse gegen den presserechtlich Verantwortlichen, systematisches Abräumen ausgelegter Biji-Ausgaben, Hausdurchsuchungen, Beschlagnahme von Computer, Disketten und Unterlagen, ohne Beschluß die auch nach über 3 Jahren bisher nicht mehr zurückgegeben wurden, Stillegen und Manipulation von Telefonen, Observationen, Prügelaktionen, ...

Da wollte sich der Staatsschutz während der Vorbereitung dieser letzten Biji Ausgabe nun zum Abschied schon auch noch einmal ordentlich anstrengen. Zumal ja die Leute, die Biji gemacht haben, mit dem Nichtmehrerscheinen der Zeitung nach 157 Ausgaben (155 plus 2 "Nullnummern") sich nicht aus der Politik verabschieden werden, sondern stattdessen verstärkt in anderen linken Zusammenhängen und Strukturen weiterarbeiten - wofür durch den Wegfall der zeitaufwendigen Biji-Arbeit ja jetzt viel mehr Zeit bleibt.

Vor der Wohnung einer Biji-Mitarbeiterin in Nürnberg stand am späten Abend des 7. Januar ein Abhörwagen der Polizei, vermutlich vom LKA Bayern, ein dunkelblauer VW-Transporter mit dem Kennzeichen M - HN 6852. Auf dem Vordersitz zwei blonde kurzhaarige junge Männer mit dem berühmt-berüchtigten Knopf im Ohr. Nachdem die Biji-Mitarbeiterin einem von ihnen direkt ins Gesicht schaute, erschrak er ziemlich und die beiden Lauscher verschwanden in den hinteren Teil des Busses, dessen Fenster abgedichtet waren. (Übrigens, nur so am Rande: Zeitgleich war in diesen Tagen, wie schon so oft in den letzten Jahren, das Telefon eines Biji-Mitarbeiters in Hannover "gestört" - oder genauer: Man konnte ihn nicht anrufen. Dafür kann man wohl eher das Gegenteil.)

Als der gleiche Abhörwagen am nächsten Abend wieder vor dem Haus stand, nur daß die Lauscher sich diesmal nicht am Fenster zeigten, entspannte sich die Biji-Mitarbeiterin in ihrer Wohnung erst einmal ein paar Stunden beim Rezitieren türkischer Lyrik des großen Dichters Ahmet Arif. Zugegeben, Perlen vor die Säue, wenn die Abhöraktion funktioniert hat, aber man will ja schließlich sein Leben nicht vom Staatsschutz diktieren lassen und die Biji-Mitarbeiterin liebt eben die Gedichte von Ahmet Arif und wollte einfach die schöne frühlingshafte Januarnacht so richtig genießen, in der sie nach Kneipenschluß noch zwei Freunde zum Tee-Trinken erwartete.

Die Freunde kamen dann auch - zumindest erst einmal bis in die Straße der Biji-Mitarbeiterin - und entdeckten den Abhörwagen, der inzwischen schon Gesprächsthema in Nürnberg war. Einer der beiden Freunde klopfte einmal kurz den Lauschern aufs Blechdach, woraufhin sofort die Türe aufsprang und die beiden jungen Burschen, die drinnen saßen, erschrocken fragten, was sie wollen. Sie zeigten zwar auf Aufforderung der beiden Freunde ihre Ausweise (Polizei Fürth), die Gegenfrage, was sie denn seit zwei Tagen hier (und noch dazu direkt gegenüber der Stadtsparkasse, höchst verdächtig) machen, wurde jedoch nicht beantwortet. Die Typen haben halt nicht viel mehr sprachliche Kommunikation gelernt als das Bellen nach den Personalien (also doch Perlen vor die Säue). Außerdem müssen sie vor heftigster Panik ergriffen auf den Alarmknopf gedrückt haben, denn in sekundenschnelle waren acht (8!) Zivilpolizisten zur Stelle, die aus drei Fahrzeugen mit Bamberger und Erlanger Nummern sprangen, packten die beiden Freunde jeweils zu zweit, stellten sie mit erhobenen Armen an den Wagen, dann das übliche Spiel, Personalien, Rumgefummle, Rumgefunke ... Den einen Freund, der ein Fahrrad dabei hatte, ließen sie dann mit einem Streifenwagen zum Polizeipräsidium am Jakobsplatz bringen, um eine Alkoholkontrolle durchzuführen. Bei dieser Gelegenheit kopierten sie gleich noch Einzelexemplare von Flugblättern, die er in der Tasche hatte. Im Hof des Polizeipräsidiums traf der Freund auf 20 bis 30 Zivilpolizisten, alles junge Bürschchen so knapp über 20.

Der Abhörwagen flüchtete dann sofort, den weißen Renault 5 mit dem Kennzeichen ER - JR 43, mit dem ein Trüppchen der 8 Zivis gekommen war, wurde bei der überstürzten Flucht zurückgelassen und erst am nächsten Morgen wieder abgeholt. Nur noch ein paar einsame Jogger, die auch schon den ganzen Tag über dort aufgefallen waren, liefen gegen 2.30 Uhr noch in der Straße rum, als die Biji-Mitarbeiterin mit dem einen Freund auf den anderen wartete, bis er von der Alkoholkontrolle wiederkam. Es wurde dann schon noch ein netter Abend, es wurde Tee getrunken und viel gelacht ...

Am Freitag, 9.1., ab 20.00 konnten sie ihre Neugierde trotz des Flopps am Vortag nicht mehr zurückhalten, aber sie trauten sich diesmal nur im Doppelpack aufzufahren und standen an der gleichen Stelle hintereinander geparkt: diesmal in rot und weiß - ein roter VW-Transporter mit Augen und Smily-Mund vorne aufgeklebt, dazu Vorhängchen, Kennzeichen: M - HX 6779, dahinter ein weißer VW-Kastenwagen M - LK 9012, zwischen den beiden ein dunkelblauer Opel PKW leer, Kennzeichen RH - CS 129.