Brief der Eltern Marcel Callos,
Jean und Marie Callo
Kreuz von Gotha
Sie schrieben am 6. Juni 1952 an Pater Gerardi, der sich für die Seligsprechung von Marcel Callo einsetzte:

"Hochwürdiger Herr Pater Gerardi!

Wir sind genau unterrichtet von all Ihren Schritten, um das Leben und die Leiden unseres Sohnes Marcel in Deutschland bekannt zu machen und seine Tugenden durch die Kirche anerkennen zu lassen. Wir können Ihnen nicht sagen, wie sehr wir ergriffen waren, als wir von Ihren Schritten erfuhren und vor allem von den edlen Gefühlen, die Ihre Initiative beseelen: Sühne und Wiedergutmachung der Ungerechtigkeit und Grausamkeit, die gegen unser Kind verübt worden sind; Versöhnung und Annäherung des französischen und deutschen Volkes für den Frieden Europas und der Welt.
Man sagt, unser lieber Marcel sei in der Arbeiterwelt wirklich ein guter Zeuge Jesu Christi gewesen. Dadurch, dass Sie seine Lebensbeschreibung in Deutschland verbreiten, erweitern Sie seine Aussstrahlung. Wir versichern Ihnen, dass es für uns ein großer Trost und eine große Freude wäre, zu sehen, dass unser Sohn eine Brücke wird, ganz besonders zwischen der französischen und deutschen Jugend. Aus der Lebensbeschreibung unseres Kindes konnten Sie auf die Tiefe unserer Schmerzen schließen. Aber wir haben dieses große Opfer, so schmerzlich es war, in christlicher Gesinnung angenommen, wenn auch unsere armselige menschliche Natur sich aufbäumte. Wir können Ihnen ehrlich versichern, dass die Erinnerung daran in unseren Herzen weder Zorn noch Groll gegen das deutsche Volk hinterlassen hat. Denn wir haben es niemals mit seiner antichristlichen, nazistischen Regierung verwechselt. Es wäre ja auch unrecht, auf ein ganzes Volk die Verantwortung für die Handlungen einer Regierung abzuwälzen, die zuweilen weit davon entfernt ist, den wahren Willen des gesunden Volksteils zu vertreten. So wäre z. B. unrecht, dem französischen Volk die Greueltaten anzukreiden, die gewisse revolutionäre Regierungen begangen oder geduldet haben.
Das Apostolat unseres lieben Marcel und seine Ausstrahlung, die durch seine Lebensbeschreibung fortgesetzt wird, war unser bester Trost. Unser Opfer würde für uns eine Quelle christlicher Freude werden, wenn die Hingabe unseres Kindes zu der Erkenntnis führte, dass der Friede im Schoß der Familien, der Nationen, in der ganzen Welt nur hervorgehen wird aus der Gleichförmigkeit der Seelen mit der Seele Jesu Christi..."

zurück