Es ist Freitag nachmittag, kurz vor 4 und ich stehe in Regensburg an der Tankstelle. Das TS Gespann ist gepackt, noch kurz volltanken und dann solls losgehen. Denkste! Es regnet, daß ich schon unter dem Tankstellendach die Regenkombi brauche um nicht allzu naß zu werden, an Fahren ist gar nicht zu denken. Nach 20 min kanns dann endlich wirklich losgehen. Rauf auf die Autobahn, 85km/h und ab nach Schwarzenfeld, wo ich Schorsch treffen will. Leider nach 25km Totalsperrung, so daß ich erstmal abfahre um über Landstraßen weiter zu kommen. Nach 1-2x verfahren komme ich schließlich halb 6 bei Schorsch an, nicht schlecht, 1,5 Std. für 50km. Meine vorsichtshalber montierte Nebelschlußleuchte hat sich losvibriert und hängt nur noch am Kabel so daß gleich die erste Schraubaktion fällig ist. Von da aus geht es über Landstraßen weiter. Schorsch fährt Seitenventiler Ural (TÜV seit gestern), daher scheidet die Autobahn aus, wir wollen ja nicht den Motor gleich kaputtfahren.
Es geht zügig voran, wir machen alle 50-60km eine kurze Pause, Schorsch kontrolliert den Ölstand beim Russen, dann gehts wieder weiter. Als wir schließlich die Grenze zu Sachsen überschreiten wird es langsam dunkel. Macht aber nichts, zumindest die nächsten 60km kenne ich den Weg. In Marktneukirchen wird getankt, dann die große Freude, die Straße nach Klingenthal ist wegen Baustelle gesperrt. Egal, so schlimm kanns nicht sein, wir riskierens und kommen mit etwas Gehoppel problemlos durch. Glück gehabt, so haben wir mindestens 20km Umweg gespart. Mittlerweile wirds gewaltig neblig, wir haben die Regenkombis drübergezogen, mein eigentlich beschlagfreies Doppelvisier hat Feuchtigkeit zwischen den Scheiben und beschlägt von innen, so daß ich es nicht mal abwischen kann. Als wir schließlich um ca. 22:00 in Zwota eine Pause machen, stehen wir zufällig direkt vor einem Hotel an dem groß das Schild "Bikertreff" hängt. Als wir mit unseren etwas verdreckten Regenkombis reinkommen, schaut die nette blonde Bedienung dann doch etwas überrascht ;-). Nach einer halben Stunde Pause gehts über kleine kurvige Straßen weiter Richtung Aue. Wir fahren durch eine landschaftlich höchstwahrscheinlich äußerst reizvolle Gegend, die jedoch den Nachteil hat, nachts dunkel zu sein. Glücklicherweise laufen die Maschinen problemlos, die Straßen sind steil, eng, kurvig, menschenleer, und ohne Fernlicht ist man aufgeschmissen, wir fahren teilweise nur 40km/h weil man einfach nicht mehr sieht. Gegen 00:30 überlegen wir einfach unser Zelt aufzuschlagen und morgen weiterzufahren, aber dann entschließen wir uns doch weiterzufahren. So langsam nähern wir uns Zschopau. In Stollberg sieht Schorsch unter einer Straßenlampe nochmal kurz nach dem Öl, wir wollen weiterfahren, da ist bei ihm die gesamte Beleuchtung ausgefallen. War aber nichts schlimmes, es hatte sich nur eine Sicherung losvibriert, nach 5 min gehts wieder weiter. Allerdings scheint Zschopau hermetisch abgeriegelt zu sein. Egal wie wirs auch versuchen, wir kommen nicht näher, eine Baustelle versperrt uns den Weg, wir fahren die Umleitung, dort die nächste Baustelle, dann die Umleitung der Umleitung. In einer kleinen Stadt fragen wir die üppig gepiercte Dorfjugend nach dem Weg, die ca. 17 jährige ist offensichtlich froh daß wir nur eine Auskunft von ihr wollen, aber wir sehen doch eigentlich ganz vertrauenserweckend aus, oder? Das war auf jeden Fall der entscheidene Hinweis, ab jetzt finden wir problemlos weiter. Vorbei am alten Werk, rechts den Berg hoch, die TS gibt nochmal alles, 5500 Umdrehungen im 2. Gang und dann kommen uns schon die Besucher entgegen. Rechts den kleinen Feldweg rein (waren die Schlaglöcher letztes Jahr eigentlich auch schon so tief?), und ich weiß wie sich die Trophy Gewinner gefühlt haben, als wir um 03:00 auf dem Zeltplatz unterhalb des Werks eintreffen. Jetzt nur noch einen geeigneten Platz finden, beinahe in einem Schlammloch steckenbleiben, 3x alle Zelte umfahren, schnell das Zelt aufbauen und dann ab in die Falle.
Leider hätte ich den Aufbau einmal vorher üben sollen, ich bekomme das NVA Zelt nicht zusammen, stolpere 3x über die Heringe von allen Nachbarn, bis ich mir einfach eine große Plane über die Maschine spanne und darunter einschlafe. Um 05:00 werde ich dann von einer angeregten Diskussion geweckt, es geht um die alle bewegende Frage wie Rülpsen und Pfurzen akustisch zu optimieren ist. Nach einer halben Stunde bin ich für den Rest meines Lebens klüger, schäle mich aus meinen Decken und krabble unter der Plane hervor. Wir beginnen den Tag mit einem üppigen Mal und ich erkenne den wahren Vorteil des Ural Seitenwagens (der Kocher kippt nicht um).
Tagsüber schauen wir dann über den Teilemarkt, absolvieren
die Werksführung, bestaunen diverse Maschinen oder unterhalten uns
einfach ein bisschen. Ein Bild mit der Emme am alten Werk muß natürlich
auch mal sein, die TS war ja schon lange nicht mehr "zu Hause". Samstag
abend ist dann die Filmvorführung von "the race" sowie der äußerst
erwähnens- und sehenswerte Film "Emmenrausch 2003". Hier darf sich
das Werk ruhig eine Scheibe abschneiden, jeder professionelle Werbefilm
ist Schrott dagegen. Die Filme bringen die Stimmung toll rüber, wir
haben alle mal durchgezählt wieviele 150er jeder noch rumstehen hat,
welche man wie umbauen könnte und wie die am besten auf den Hänger
passen.
Sonntags ist dann leider nicht mehr viel Zeit, da ich relativ früh
wieder heim muß. In Chemnitz fahren wir zufällig am "Ehrenhain
der Sozialisten" vorbei, da darf ein Photo natürlich nicht fehlen,
zum Grenzübertritt halten wir nochmal um auch diesen Moment festzuhalten.
Diesmal kennen wir die Strecke und bekommen auch etwas von der Landschaft
mit, die Moppeds laufen super, lediglich eine Speiche hat sich bei der
Ural verabschiedet. Nach knapp 8 Std. Fahrt über kleine Landstraßen
und insgesamt 728km bin ich wieder daheim.
weitere Bilder, u.a. vom ES250/2 Umbau auf ETS Optik sowie TS250 mit
Wasserkühlung gibts hier, die Bilder sind leider noch nicht bearbeitet
und relativ groß (sorry Modembenutzer):
http://www.fen-net.de/~ea2873/emmenrausch2004/