Baker Electric The Baker Motor Vehicle Company, Cleveland (Ohio), 1899-1916 zusammengestellt von Christian Dürschner (Februar 2002) "Sie verkaufen sich besser als andere Elektroautos, weil sie ganz einfach besser sind", so warb die Baker Motor Vehicle Company im Jahr 1910 für ihre Fahrzeuge. "Jedes Jahr werden dreimal mehr Baker Elektrofahrzeuge verkauft als von jedem anderen Elektroauto". Die Popularität der Elektrofahrzeuge von Baker lag vor allem an der Umtriebigkeit ihres Erfinders. Nachdem Walter C. Baker im Jahr 1891 seine Ausbildung an der Case School of Applied Science in Cleveland abgeschlossen hatte, assistierte er Morris & Salom beim Bau ihres Electrobat für die Weltausstellung im Jahr 1893, arbeitete anschließend ab 1894 für die Cleveland Machine Screw Company, ehe er im Jahr 1898 für die American Ball Bearing Company, ebenfalls in Cleveland, tätig wurde. Mit der Unterstützung von Fred R. White und Rollin C. White, die nach der Jahrhundertwende in Cleveland mit dem Bau der White Dampf- und Benzinfahrzeuge begannen, gründete er die Baker Motor Vehicle Company zur Herstellung von Elektrofahrzeugen. Die relative Sicherheit der Elektrofahrzeuge gegenüber der Gefährlichkeit der Fahrzeuge mit Explosionsmotor oder Dampfkessel war das größte Verkaufsargument, und in den ersten Jahren wurden nur ein Runabout (Kleinwagen) und eine Stanhope-Variante angeboten. Diese Fahrzeuge wurden anno 1900 bei der ersten Nationalen Automobil-Ausstellung im Madison Square Garden in New York City erstmals offiziell vorgestellt. Unter den ersten Käufern war auch Thomas Edison. Eigentlich kaum vorstellbar: Edisons erstes (!) Auto war ein Elektroauto: ein Baker Electric. Mit den frühen Baker Elektrofahrzeugen konnten nur zwei verschiedenen Geschwindigkeiten (sechs und zwölf Meilen pro Stunde) gefahren werden, aber bereits im Jahr 1902 entschied sich Walter C. Baker zu beweisen, daß man mit Elektroautos auch (vergleichsweise sehr) schnell fahren könnte. Er entwarf einen Rennwagen (einem U-Boot nicht unähnlich), der von einem 12 PS starken Elwell-Parker Elektromotor angetrieben wurde, der etwa viermal so stark war wie die standardmäßig eingesetzten Baker-Elektromotoren und der speziell für diesen Zweck von der Electric Vehicle Company in Hartfort, Connecticut, angefertigt worden war. Im Juni 1902 fuhr Baker mit diesem Fahrzeug auf einer Schnellstraße in Staaten Island, New York, die fliegende Meile in für damalige Verhältnisse sensationellen 47 Sekunden - leider raste er anschließend in eine Zuschauergruppe, wobei zwei Menschen tödlich verletzt wurden. Im folgenden Jahr versuchte er es mit einem neuen Rennwagen, dem "Torpedo Kid". Dieses Fahrzeug wurde von einem 3 bis 4 PS starken Elektromotor angetrieben, wie er auch serienmäßig in die Baker-Elektrofahrzeuge eingebaut wurde. Die Räder wurden mit speziellen Goodrich Reifen ausgestattet - Baker war vermutlich der erste Hersteller, der profilierte Reifen für seine Serienfahrzeuge verwendete. Die Speichenräder wurden verkleidet, um den Luftwiderstand zu minimieren. Im Gegensatz zum ersten Rennwagen, einem Zweisitzer, war der "Torpedo Kid" nur ein Einsitzer, und im September 1903 fuhr Baker ihn mit Rekordgeschwindigkeiten über verschiedene Distanzen (zwischen zwei und zehn Meilen). Bei einem Elektroauto-Rennen, das später am Tag stattfand, stieß er mit einem Waverley Elektroauto zusammen und beendete daraufhin seine Rennaktivitäten. Die Zahl der angebotenen Karosseriemodelle wuchs mit den Jahren gewaltig an. Als Besonderheit wurden im Jahr 1910 Antriebe mit Kegelradgetriebe (der "Shaft Drive") eingeführt, und dies wurde in der späteren Werbung immer besonders hervorgehoben. Im Jahr 1911 klagte Baker gegen Rauch & Lang sowie gegen Broc wegen der Patentverletzung des "Shaft Drives". Im Juni 1915 fusionierte Baker mit Rauch & Lang, und im Dezember 1915 folgte eine Vereinbarung der neuen Baker, Rauch & Lang Company mit R. M. Owen zur Herstellung des Owen Magnetic, einem Fahrzeug mit magnetgekoppeltem Getriebe. Interessanterweise hatte Baker bereits früher Interesse an der Entwicklung und dem Bau eines derartigen Getriebes, aber er hatte nicht die Zeit gefunden, es zu realisieren. "The Aristocrats of Motordom", wie Baker für seine Elektrofahrzeuge warb, wurden bis 1916 hergestellt. Zu den Käufern des Baker Electric gehörten unter anderem "Diamanten-Jim" Brady und der König von Siam. Die spätere Produktion von Baker umfaßte auch Elektro-Lastwagen und erfolgreiche "Ausflüge" in den Karosseriebau: Die berühmten Raulang-Karosserien wurden unter anderem für Fahrzeuge von Reo, Franklin, Wills Sainte Claire, Jordan, Lexington, Stanley und Biddle gefertigt. Einige zeitgenössische Werbeanzeigen für den Baker Electric: ![]()
Baker Electric, Anzeige aus dem Jahr 1909
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Baker Electric, Anzeige aus dem Jahr 1910
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Baker Electric, Anzeige vom 02.01.1915
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