Originals

Joan Wolf

 

The Gamble

Es mag zwar ein Schock sein, entdecken zu müssen, dass der eigene Vater ein Erpresser war, aber Georgiana Newbury kommt schnell darüber hinweg. Da sie nach dem Tod ihres verantwortungslosen Vaters finanziell am Ende ist, aber wegen ihrer Schwester, für die sie sorgen muss, einen wohlhabenden Mann braucht, beschließt sie aus dem Kreis der Erpressten denjenigen herauszusuchen, der ihr am Geeignetsten erscheint. Diesen unglücklichen Mann plant sie selber zu erpressen, damit er sie durch seine Frau in die gute Gesellschaft einführen lässt, wo Georgiana sich dann einen passenden Ehekandidaten an Land ziehen will. Den anderen Opfern ihres Vaters teilt sie brieflich mit, dass sie fürderhin keinerlei Repressalien mehr zu befürchten haben, und vernichtet die Beweise, die ihr Vater gegen sie hatte. In London angekommen muss sie feststellen, dass ihr auserkorenes Opfer nicht mehr lebt und an dessen Stelle jetzt der Neffe des Auserkorenen den Titel trägt. Der neue Earl of Winterdale stimmt aber dennoch zu, ihr mit Hilfe seiner Tante ihr Debüt zu ermöglichen - wenn auch nur, um diese Tante zu ärgern. Alles scheint bestens zu laufen, bis auf eine Kleinigkeit: Die ehemaligen Opfer ihres Vaters glauben Georgiana nicht, dass sie die Beweise vernichtet haben. Sie werden immer zudringlicher in ihrem Verlangen, von Georgiana eben dieses Belastungsmaterial zurückzubekommen. Aber Lord Winterdale ist stets bereit, ihr zu helfen und schließlich geraten die beiden in eine kompromittierende Situation - worauf ihnen nur eines übrig bleibt: zu heiraten. Was für beide längst kein so großes Opfer mehr ist ...

Wenn auch aufgrund der Erzählung aus der "ich"-Perspektive leicht gewöhnungsbedürftig ist dieser amüsante Regency ein wunderbarer Liebesroman, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte, bis man am Ende angekommen ist.

 

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Golden Girl

Am Rande des Ruins befindet sich der junge Duke of Cheviot, nachdem sein Vater sich selbst gerichtet hat. Ihm bleibt nur eines übrig: eine reiche Erbin zu heiraten. Dank der Bemühungen seiner Tante und seines Onkels ist schon bald eine geeignete Kandidatin gefunden. Die künstlerisch hochbegabte Sarah Patterson, Enkelin eines unvorstellbar reichen Händlers, die in einem vornehmen Institut für junge Mädchen erzogen wurde, scheint ideal. Nur leider hat Sarah kein Interesse daran, sich zu verheiraten. Der Duke hat nur eine Chance, um Sarah davon zu überzeugen, seinen Antrag anzunehmen. Er verspricht ihr, sie nach Kräften bei der Ausübung ihrer Kunst zu unterstützen, so dass sie malen kann soviel sie will. Das ist es wert, bedacht zu werden, denn Sarahs Großvater möchte nichts von der Malerei seiner Enkelin wissen - schließlich willigt Sarah ein. Die Ehe der beiden lässt sich recht vielversprechend an, man reist auf den Landsitz des Duke, aber dort häufen sich mysteriöse Zwischenfälle, die die Vermutung nahe legen, dass irgendjemand versucht, Sarah umzubringen. Aber wer würde davon profitieren? Das scheint nur einen schrecklichen Schluss zuzulassen ...

Sehr spritzig und humorvoll, mit leichten Anleihungen aus Georgette Heyers "Der schweigsame Gentleman" - und nach langer Zeit wieder ein Regency der Bestsellerautorin, der nicht aus der "ich"-Perspektive geschrieben ist. Ein ausgezeichneter Liebesroman, der sehr glaubhaft die Probleme, die einem Mann daraus erwachsen, schön zu sein, darstellt. Eine Autorin, die es wirklich verdient, auf Deutsch zu veröffentlicht zu werden.

 

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The Arrangement

Die Witwe Gail Saunders führt mit ihrem kleinen Sohn Nicky eine Reitschule für Neureiche. In ihre karge aber ruhige Existenz platzt der Earl of Savile, der nach dem Tod seines Cousins George Devane dessen Testamentsvollstrecker ist. In dem Testament hat dieser Cousin Gails Sohn ein Vermögen von zwanzigtausend Pfund hinterlassen, eine Verfügung, die nur einen Schluss zuzulassen scheint: Nicky ist der uneheliche Sohn von George. Gail, die nichts von Geroge wissen oder gar annehmen will, erwägt sogar, die Erbschaft auszuschlagen, das kann sie aber nicht. Als ihr aus heiterem Himmel der Mietvertrag für das kleine Gut gekündigt wird, ist Gail so verzweifelt, dass sie das Hilfsangebot des gut aussehenden Earls annimmt und ihn, bis eine neue Behausung gefunden ist, auf seinen Familiensitz begleitet - denn sie hat sich unklugerweise in ihn verliebt. Auch der Earl fühlt sich zu Gail hingezogen und schon bald wird sie seine Geliebte. Doch dann kommt es zu seltsamen Anschlägen auf Gails Sohn - welchen Grund könnte jemand haben, den kleinen Nick umzubringen? Jetzt muss Gail sich entscheiden, ob sie dem Earl wirklich vertrauen soll ...

Ein netter, beschwingter Regency-Liebesroman, der aus der "ich"-Perspektive geschrieben ist. Dadurch dominiert zwangsläufig die Heldin die Geschichte, aber der Leser fühlt sich ihr auch viel stärker verbunden.

 

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Someday Soon

Um seiner Tochter Alexandra eine Lehre zu erteilen, da sie sich bei der Auswahl ihres Gatten allzu wählerisch gibt, verfügt der Earl of Hartford in seinem Testament, dass sie binnen Jahresfrist seinen Erben heiraten muss, wollen sie und der Erbe nicht praktisch mittellos dastehen. Nach seinem plötzlichen Tod, ist Alexandra außer sich vor Wut, aber als sie sich beruhigt hat, sieht sie schließlich ein, dass ihren Cousin und Freund aus Kindertagen zu heiraten, keine Katastrophe sein muss, auch wenn sie ihn sich nie selbst zum Ehemann auserkoren hätte. Doch dann platzt wie eine Bombe die Nachricht in ihr Leben, dass es einen anderen Erben gibt, den arroganten Schotten Niall MacDonald, der erzogen wurde, das Erbe seines Großvaters, des Laird der MacDonalds, anzutreten und allen Engländern voller Verachtung begegnet. Da er dringend Geld benötigt, willigt er schließlich ein, die hochnäsige Engländerin zu heiraten. Auch wenn der Beginn ihrer Ehe unter keinem guten Stern stand, so raufen sich die Eheleute doch zusammen und lernen die Qualitäten des anderen schätzen ...

Ein gelungener Regency mit Anklängen an das Märchen König Drosselbart. Leider lässt Someday Soon die Spritzigkeit von Joan Wolfs vorangegangenem Roman vermissen - streckenweise zieht sich die Handlung vielleicht ein wenig schwerfällig dahin, aber ansonsten ist es ein sehr schöner Liebesroman mit originellen Ansätzen.

 

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Royal Bride
Warner, 408 Seiten, $6.99, März 2001

1815: Prinz Augustus, Regent des unabhängigen, kleinen Reiches Jura, an der Mittelmeerküste gelegen, möchte sein Land vor Österreichs gierigem Griff, beschönigend "Schutz" genannt, bewahren und schließt einen Pakt mit Großbritannien. Er gewährt Englands Marine das Rechte, Juras Häfen als Stationierungspunkt zu nutzen, dafür sichert England Juras Unabhängigkeit. Um alles zu besiegeln, will er die schöne Lydia, die mit dem Könishaus verwandt ist, heiraten, doch die brennt kurz vor der Hochzeit mit seinem Cousin Franz durch. Jetzt ist guter Rat teuer - Gottseidank ist Lydias jüngere Schwester Charity bereit, für ihre schwester einzuspringen, was Augustus mehr als recht ist, denn die intelligente Charity entspricht im Grunde genommen viel mehr seinem Geschmack, doch ist sie noch sehr jung und das Leben am Hof voller Intrigen ...

Ein ungewöhnlicher Roman, der erfrischend von dem ewigen London und seinen stets gleichen Bällen abweicht - leider fehlt wie auch schon bei dem vorangegangenen Roman der Witz und die Spritzigkeit der früheren, aus der ich-Perspektive geschriebenen Regency-Romane der Autorin. "Royal Bride" gleicht so mehr Joan Wolfs historischen Romanen als z.B. "The Gamble" oder "The Pretenders" - eigentlich schade. Dennoch ist auch dieses Werk durchaus empfehlenswert und ein ausgezeichnet geschriebener Liebesroman.

 

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© by Ute-Christine Geiler, M.A
letztes Update: 09.04.01